Deglobalisierung: 2 % Minus bei globalen Handelsverflechtungen
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Die Deglobalisierung nimmt zu. Die globalen Handelsverflechtungen sind laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) seit 2020 um etwa 2 % gesunken. Bedeutet dies, dass die Globalisierung ihrem Ende entgegengeht? Diese Frage beschäftigt Wirtschaftsexperten weltweit, denn eine Abkehr von der Globalisierung könnte weitreichende Folgen haben – für Unternehmen, Staaten und Verbraucher.
Deglobalisierung als neuer Trend
Die Deglobalisierung, also die Rückverlagerung von Produktion und Handel auf regionale Märkte, wird zunehmend diskutiert. Gründe dafür sind geopolitische Spannungen, die Corona-Pandemie und gestörte Lieferketten. Besonders der Handelskonflikt zwischen den USA und China zeigt, wie fragil die globalen Verflechtungen sind. Unternehmen und Staaten richten sich verstärkt auf regionale Netzwerke aus, um Abhängigkeiten zu verringern.
Laut dem IWF könnten durch eine weitere Fragmentierung der Weltwirtschaft langfristig bis zu 2 % des globalen Wachstums verloren gehen. Besonders Entwicklungsländer wären von dieser Entwicklung betroffen.
Im Jahr 2023 sind weltweit Güter im Wert von rund 23,8 Billionen US-Dollar exportiert worden. Die Statistik zeigt die Entwicklung des weltweiten Handelsvolumens im Warenhandel vom Jahr 1948 bis zum Jahr 2023 anhand des Gesamtwertes aller Exporte in diesem Zeitraum.
Die Rolle geopolitischer Konflikte bei der Deglobalisierung
Einer der Haupttreiber der Deglobalisierung sind geopolitische Konflikte. Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat viele Unternehmen dazu gezwungen, ihre Produktionsketten zu überdenken. Zusätzlich sorgen Sanktionen gegen Russland und der Ukraine-Krieg für Unsicherheit auf den Märkten. „In unsicheren Zeiten suchen Staaten nach Möglichkeiten, sich unabhängiger zu machen“, erklärt eine Expertin für internationale Handelsbeziehungen.
Die Verlagerung von Produktion und Handel auf nationale oder regionale Märkte wird oft als Lösung gesehen. Doch diese Veränderungen sind teuer und erfordern massive Investitionen. Unternehmen stehen vor der Frage, ob sie ihre globalen Strategien radikal ändern sollten.
Lieferketten unter Druck
Während der Corona-Pandemie wurden die Schwächen globaler Lieferketten besonders deutlich. Die Abhängigkeit von Produktionsstätten in Asien führte zu Engpässen in der Versorgung mit wichtigen Gütern, von Medikamenten bis hin zu elektronischen Bauteilen. Diese Erfahrungen haben dazu geführt, dass viele Unternehmen ihre Lieferketten diversifizieren.
Ein Beispiel ist die Automobilindustrie, die verstärkt auf lokale Zulieferer setzt. Gleichzeitig investieren Staaten in Programme zur Förderung nationaler Produktion. Die USA etwa haben mit dem „Inflation Reduction Act“ Anreize geschaffen, um die heimische Industrie zu stärken. Menschenrechte, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind auch entlang der gesamten Lieferkette des Handels ein Thema.
Rund 31 % der befragten Handels-Vertreter in Deutschland befürworteten beispielsweise sogar die gesetzliche Verankerung sozialer und ökologischer Sorgfaltspflichten (Lieferkettengesetz). Etwa 12 % der Befragten wiederum lehnten dies teilweise oder ganz ab, wie die folgende Statistik zeigt.
Deglobalisierung: Auswirkungen auf Deutschland
Für eine exportorientierte Volkswirtschaft wie Deutschland ist die Deglobalisierung eine besondere Herausforderung. Der deutsche Wohlstand basiert auf offenen Märkten und internationalen Handelsbeziehungen. Ein Rückgang des globalen Handels könnte die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen gefährden.
Die Bundesregierung setzt daher auf eine Strategie der Diversifizierung. Handelsbeziehungen zu Ländern wie Indien und Brasilien sollen ausgebaut werden, um die Abhängigkeit von einzelnen Märkten wie China zu reduzieren. Dennoch bleibt unklar, ob diese Maßnahmen ausreichen, um langfristige Verluste zu kompensieren.
Chancen durch Regionalisierung
Trotz der Risiken bietet die Deglobalisierung auch Chancen. Regionen könnten wirtschaftlich gestärkt werden, wenn Produktion und Handel lokal erfolgen. Zudem würde eine stärkere Regionalisierung die CO₂-Emissionen reduzieren, da kürzere Lieferwege weniger Energie benötigen.
Europa beispielsweise könnte von einer Rückverlagerung bestimmter Industrien profitieren. „Die EU hat das Potenzial, viele Produkte wieder selbst zu produzieren und unabhängiger zu werden“, so ein Wirtschaftsexperte. Doch diese Umstellung erfordert Zeit und Ressourcen.
Technologie als Schlüssel
Ein weiterer Faktor, der die Deglobalisierung beeinflusst, ist die technologische Entwicklung. Automatisierung und Künstliche Intelligenz ermöglichen es Unternehmen, Produktionsprozesse effizienter zu gestalten. Dadurch wird es attraktiver, Produktionsstätten in Hochlohnländer zurückzuholen.
Zudem könnte der Einsatz von Blockchain-Technologie die Transparenz in Lieferketten erhöhen. Diese Innovationen könnten dazu beitragen, globale und regionale Netzwerke besser zu verbinden und flexibler zu machen.
Ein Blick in die Zukunft
Die Frage, ob die Deglobalisierung den globalen Handel nachhaltig verändern wird, bleibt offen. Fakt ist, dass Unternehmen und Staaten sich anpassen müssen, um in einer fragmentierteren Weltwirtschaft erfolgreich zu bleiben. Die Balance zwischen Globalisierung und Regionalisierung wird entscheidend sein.
Die Deglobalisierung ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein gesellschaftliches Thema. Wie wir Handel treiben und Güter produzieren, wird in den kommenden Jahren immer stärker von regionalen und geopolitischen Entwicklungen abhängen. Die Welt wird enger zusammenrücken – aber vielleicht auf neuen Wegen.