Die Gesundheitssysteme in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen schon seit Jahren im Fokus politischer und gesellschaftlicher Debatten. Alle Systeme sind insbesondere finanziell gleichwertigen Problemen ausgesetzt. Überall stehen sie vor dem Kollaps. Die Pandemie ist vorbei, doch die Spitäler müssen Stationen schließen, Pflegefachkräfte fehlen überall und auch auf Termine bei Privatärzten warten Patienten bereits Monate.
Immer wieder Hilferufe
Nicht nur Patienten rufen die bekannten Notrufnummern, auch Einrichtungen schlagen Alarm und rufen laut um Hilfe. Meist bleiben diese ungehört. Immer wieder berichten Medien über katastrophale Zustände, doch es passiert wenig bis nichts. Die Politik verlautet, man arbeite an neuen Gesundheitsreformen, doch ob diese überhaupt noch rechtzeitig kommen, steht in den Sternen. Viele sind überzeugt, dass es bereits zu spät dafür ist. Ärzte sagen, es drohe der komplette Ausfall der Versorgung von kritischen Patienten.
Mangel an medizinischen Fachkräften
Die folgende Statistik zeigt, dass in Deutschland bereits im Jahr 2025 mit einem Mangel von 400.000 Vollzeitkräften im Pflegedienst zu rechnen ist.
Der katastrophale Zustand wird anhand folgender Statistik noch deutlicher. Diese zeigt die Prognosen vom Fachkräfteengpass in gesundheitswirtschaftlichen Berufen in Deutschland bis zum Jahr 2030. Demnach könnte sich der personelle Mangel an Fachärzten in Deutschland im Jahr 2030 auf rund 32 % belaufen. Bei Gesundheits- und Krankenpflegehelfern geht man von 39 % aus, bei Hausärzten wird ein Mangel von 38 % prognostiziert.
An Geld mangelt es nicht
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wird viel Geld in das Gesundheitssystem investiert. Doch Geld allein ist nicht der Rettungsanker. Zum Großteil fehlt es an ausgebildeten Personen für die Pflege. Stationen müssen schließen und unzählige Spitalsbetten sind gesperrt, weil das dazugehörige Personal nicht vorhanden ist. Österreichweit waren es im Mai 2023 in Summe 2.775 Spitalsbetten, die aufgrund von Personalmangel nicht belegt werden konnten.
Reformen im Gesundheitssystem sind zu komplex
Egal ob das Gesundheitssystem in Deutschland oder in Österreich analysiert wird, es herrschen überall katastrophale Umstände und die Reformen kommen zu spät oder gar nicht. Es sind zu viele Menschen an Reformdiskussionen beteiligt, warnen Experten. Die unterschiedlichsten Ansichten der involvierten Personen blockieren sich gegenseitig.
Probleme mit der Statistik
Die Personalknappheit fällt in der Statistik nicht auf dem ersten Blick auf. So blieb zum Beispiel in der Personalstatistik der steirischen Krankenanstaltengesellschaft (Kages) die Zahl der Mitarbeiter in Vollzeitäquivalenten zwischen 2017 und 2022 konstant. Das Problem ist, dass 10 % der Ärzte und Pfleger gekündigt haben und durch 10 % von Pflegeassistenten ersetzt wurden, die aber nicht bei Operationen eingesetzt werden dürfen.
Problem mit der 24h-Betreuung für Gesundheitssystem
Patienten, die eine Heimpflege benötigen, diese aber nicht organisieren können, belegen Betten in Spitälern. Auch das ist ein großes Problem. Das Krankenhaus darf Patienten nur entlassen, wenn die Betreuung zu Hause organisiert ist, ansonsten bleibt der Patient im jeweiligen Krankenhaus. Ein Bett in dieser Betreuung kostet ungefähr 700 Euro am Tag und verursacht somit enorme Kosten auf Dauer. Das Problem in der 24h-Betreuung ist, dass es hier auch nicht ausreichend Pflegekräfte gibt. Bis jetzt wurden diese aus Kroatien, der Slowakei oder Polen akquiriert.
Unseriöse Angebote häufen sich
Patienten, die Schmerzen haben, machen ziemlich alles, damit ihnen geholfen wird. Das wird auch ausgenutzt. Daher mehren sich unseriöse Angebote wie „Zahlen Sie 100 Euro, dann kommen Sie schneller dran!“. Dabei geht es zum Beispiel um Termine in Privatordinationen, auf die man auch bereits mehrere Wochen bis Monate warten muss.
Ohne Zuwanderung wird nichts funktionieren
Der Mangel an Pflegekräften kann ohne Zuwanderung nicht in Griff bekommen werden. Das Problem hierbei ist, dass in den USA, in England oder in den Golfstaaten Pflegekräfte sofort anfangen können zu arbeiten, doch in Deutschland und Österreich werden umfangreiche bürokratische Hürden in den Weg gelegt. Andere Länder verteilen sogar Prämien an Pflegekräfte, wenn diese zur Arbeit kommen. Nur Deutschland und Österreich gehen hier andere Wege – offensichtlich in die falsche Richtung.
Herausforderungen im Gesundheitssystem
Neben der alternden Gesellschaft stellt der medizinische Fortschritt eine große weitere Herausforderung für die Finanzierung der Systeme dar. Steigende Kosten in der Entwicklung von Medikamenten und Geräten beeinflussen zugleich deren Preisentwicklung.
Die Ausgaben für Gesundheit, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, liegen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf einem sehr hohen Niveau, verglichen mit anderen Nationen. Alle drei Länder weisen auch eine hohe Dichte in der Versorgungsstruktur auf, jedoch gibt es gravierende Unterschiede zwischen ländlichen Regionen und Ballungsgebieten.
Unterschiedliche Krankenversicherungen
Die Krankenversicherungen der Länder unterscheiden sich in Organisation und Finanzierung deutlich. In der Schweiz kommen zum Beispiel Patienten bis zu einem Betrag von mindestens 300 CHF für entstehende Kosten im Krankheitsfall selbst auf. In Deutschland und Österreich gibt es zwar auch Selbstbeteiligungen, aber hier werden die Kosten hauptsächlich nur anteilig gefordert.
Ob das Gesundheitssystem noch zu retten ist? Mit den derzeitigen Strategien wohl kaum. Experten gehen davon aus, dass Patienten sich auf eine andere Art der Gesundheitsversorgung einstellen müssen, als sie bisher gewohnt waren. Das Niveau im DACH-Raum ist grundsätzlich ein sehr hohes. Wir werden wohl von unseren Ansprüchen hinuntersteigen müssen. Die Frage ist nur, wie viele Treppen genau abwärts genommen werden müssen und wohin die „Reise“ tatsächlich führt.