Second-Hand-Kleidung liegt im Trend. Laut einer Umfrage von 2024 kaufen 42 % der Deutschen regelmäßig gebrauchte Kleidung. Damit wird das Tragen von Second-Hand-Ware zur gesellschaftlich akzeptierten Alternative zur Neuware. Wie stark verändert dieser Trend den Modekonsum?
Second-Hand-Kleidung ist kein Nischenphänomen mehr
Second-Hand-Kleidung hat ihren Weg aus dem Flohmarktimage gefunden. Ob im Vintage-Laden oder über Online-Plattformen – gebrauchte Mode ist salonfähig. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst gegen neue Fast-Fashion-Teile und greifen stattdessen zu gut erhaltenen Second-Hand-Stücken. Nachhaltigkeit, Preis und Einzigartigkeit sind häufige Gründe für den Kauf.
Laut einer Umfrage haben 70 % der Generation Z in Europa 2024 bereits mindestens einmal Second-Hand-Kleidung gekauft – im Vorjahr waren es nur 51 %.
Die Zahlen zeigen: Der Gebrauchtkauf ist längst Alltag. Vor allem bei jüngeren Konsumenten gehört er zur Modekultur.
Second-Hand-Kleidung boomt online
Besonders Plattformen im Netz befeuern das Wachstum des Marktes. Anbieter wie Vinted, Sellpy oder Momox setzen auf einfache Bedienung, starke Communities und mobile Apps. Hier wird Kleidung gehandelt wie Aktien – schnell, digital und mit minimalem Aufwand.
Vinted erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von über 596 Millionen Euro in Deutschland – das ist fast sechsmal so viel wie der nächstgrößte Anbieter Sellpy mit rund 99 Millionen Euro. Damit ist Vinted unangefochtener Marktführer im deutschen Second-Hand-Onlinehandel.
Die Plattform erreicht insbesondere Nutzer unter 35 Jahren, die Wert auf nachhaltigen Konsum legen, aber nicht auf Trends verzichten wollen.
Second-Hand-Kleidung ersetzt Neuware
Was früher als Ergänzung gedacht war, wird für viele zur Hauptquelle für Kleidung. Der Neukauf wird zunehmend zur Ausnahme, nicht zur Regel. Gerade in urbanen Regionen entsteht ein neues Konsummuster: Kleidung wird gekauft, getragen, wieder verkauft – oder getauscht.
Flohmärkte, Tauschbörsen und digitale Gruppen erleben eine Renaissance. Was zählt, ist der bewusste Umgang mit Ressourcen. Wer Second-Hand trägt, sendet ein gesellschaftliches Signal – gegen Verschwendung, für Kreislaufwirtschaft.
Second-Hand-Kleidung wird Plattformgeschäft
Der Markt professionalisiert sich. Plattformen bieten Logistik, Preisautomatik, Versicherung und sogar Styling-Vorschläge. Damit ist der Schritt von der Hobby-Börse zum vollwertigen Business vollzogen.
In einer europaweiten Umfrage von 2024 gaben 55 % der Generation Y und Z an, Second-Hand-Kleidung über Vinted zu kaufen und zu verkaufen – das sind mehr als über alle lokalen Geschäfte, eBay oder Flohmärkte zusammen.
Das Vertrauen in digitale Prozesse, klare Rückgaberegeln und Bewertungen machen den Second-Hand-Kauf so bequem wie den von Neuware. Große Händler steigen ebenfalls ein und testen eigene Re-Commerce-Modelle, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Second-Hand-Kleidung verändert Mode und Design
Auch die Modebranche selbst reagiert. Designer entwerfen zunehmend Teile, die langlebig, kombinierbar und reparierbar sind. Der Gedanke: Kleidung soll eine zweite und dritte Lebensdauer haben. Marken wie Levi’s oder Patagonia fördern eigene Rückkaufprogramme und betreiben Reparaturservices.
Modemessen greifen das Thema ebenfalls auf. Nachhaltigkeit ist nicht mehr Randthema, sondern Mainstream. Second-Hand-Kleidung ist der sichtbarste Ausdruck dieser Veränderung – getragen, aber nicht verbraucht.
Gebrauchte Kleidung trifft den Zeitgeist
„Second-Hand zu tragen ist heute kein Zeichen von Mangel, sondern von Haltung“, sagt eine Modeexpertin aus Hamburg. Der bewusste Konsum ersetzt das blinde Shoppen. So wird aus Kleidung wieder das, was sie sein sollte: langlebig, sinnvoll und tragbar – statt billig und beliebig.
Viele Käufer verbinden Second-Hand mit positiven Werten: Individualität, Umweltbewusstsein und Stil. Dabei entstehen auch neue Märkte für Zubehör, Upcycling und DIY-Veredelung.
Boom um gebrauchte Kleidung hält an
Der Second-Hand-Boom ist kein kurzlebiger Trend. Die Zahlen zeigen: Die Wiederverwertung von Kleidung wird zunehmend Standard. Wer verkauft, kauft oft auch – und wer kauft, verkauft später weiter. Diese zirkuläre Logik passt zu einer Zeit, in der Ressourcenknappheit, Klimakrise und Kostenbewusstsein das Verhalten prägen.
Der Markt wird weiter wachsen. Plattformen, Händler und Marken richten sich längst darauf ein. Second-Hand-Kleidung ist gekommen, um zu bleiben – und hat das Potenzial, den Modemarkt grundlegend zu verändern.