Vor knapp drei Dekaden spielte China wirtschaftlich gesehen kaum eine bedeutende Rolle auf dem Automobilmarkt und wurde noch regelrecht belächelt. Doch diese Zeiten sind vorbei: Innerhalb weniger Jahre haben die Chinesen das Ruder in der Automobilbranche übernommen.
Im Jahr 2023 wurden in China rund 26,06 Millionen Pkws abgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach dies einem Zuwachs von rund 10,6 %. Auch bei den Nutzfahrzeugen stieg der Absatz im Vergleich zum Vorjahr – hier um rund 22,1 %. Insgesamt lag der Absatz an Kraftfahrzeugen dadurch etwa 12 % über dem Vorjahreswert.
Auch die Anzahl der exportierten Pkws und Nutzfahrzeuge aus China stieg im Jahr 2023 weiter an und erreichte rund 4,14 Millionen. Die Zahl der exportierten Nutzfahrzeuge stieg auf rund 770.000, womit sich eine Gesamtzahl von rund 4,9 Millionen exportierten Kraftfahrzeugen ergab.
China erholte sich um einiges schneller von Corona-Pandemie
Innerhalb der Europäischen Union ist Deutschland der größte Standort für die Produktion von Personenkraftwagen, gefolgt von Spanien und Tschechien. Eine Erholung von dem Rückgang in der Produktion während der Pandemie zeichnete sich bislang weder in Europa noch in Deutschland ab. So wurde 2021 jeweils ein weiterer Rückgang verzeichnet und auch 2022 lagen die Zahlen unter denen aus dem Jahr 2020.
In China erfolgte die Erholung deutlich schneller. Man wuchs mit den Herausforderungen und konnte seinen Standpunkt vor allem in der Elektromobilität massiv ausbauen. Das stellt traditionelle Hersteller vor eine neue und erhebliche Konkurrenz. So löste BYD 2022 das FAW-Volkswagen Joint Venture nach langjähriger Dominanz als Hersteller mit den am meisten verkauften Pkws ab.
China auf Überholspur
Die Regierung Pekings ist auf einem guten Weg, ihren Plan von der Weltherrschaft zu realisieren. Zumindest innerhalb der Elektromobilität fährt man bereits jetzt auf der Überholspur.
Rohstoffe, Batteriekenntnisse und Fachwissen zum Ausbau von Batteriekapazitäten und Software sind Spezialgebiete der Chinesen, die ihnen unübertroffene Vorsprünge ermöglichen.
Chinas Macht liegt zudem in der Wertschöpfung. So produziert das Land deutlich günstiger als Europa oder Amerika und profitiert zudem von hohen Subventionen. Experten schätzen, dass China um rund ein Drittel unter den Kosten der Europäer herstellen kann.
BYD überholt Tesla
BYD ist die weltweit erfolgreichste Marke bei den E-Autos. Mit rund 2,9 Millionen abgesetzten Elektroautos (BEV und PHEV) lag der chinesische Hersteller vor Tesla mit rund 1,8 Millionen verkauften Fahrzeugen. Allerdings hat BYD auch Autos mit Hybrid-Antrieb im Angebot, während Tesla ausschließlich batteriebetriebene Pkws (BEV) verkauft. Beim Absatz von reinen Stromern lag Tesla weiterhin vorn.
Ausgeklügelte Joint Venture-Modelle
Internationale Automobilmarken wie Volkswagen und BMW aus Deutschland versuchen, als Akteure auf dem chinesischen Markt präsent zu sein. Um Zugang zu diesem Markt zu erhalten, müssen diese deutschen Hersteller jedoch Partnerschaften mit einheimischen Unternehmen eingehen. Volkswagen hat beispielsweise eine Kooperation mit dem chinesischen Joint Venture Partner First Automotive Works (FAW) bis 2041, was Investitionen in Forschung und Entwicklung für die Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten in China einschließt.
Problematisch ist dabei jedoch die damit zusammenhängende steigende Abhängigkeit der deutschen Automobilhersteller vom chinesischen Markt.
Globaler Bestand an E-Autos wächst weiter
Im Jahr 2022 erreichte der weltweite Bestand an Elektroautos mit etwa 25,9 Millionen Fahrzeugen einen Rekordwert, der seit 2012 kontinuierlich angestiegen ist. Prognosen zur Antriebsartenverteilung deuten darauf hin, dass dieser Trend in den kommenden Jahren anhalten wird. Die Internationale Energieagentur rechnet bis 2030 weltweit mit bis zu 226 Millionen batterieelektrisch angetriebenen Pkws- (BEV) und Plug-In-Hybrid-Modellen (PHEV).
Werden zukünftig Strafzölle erhoben?
Elektroautos aus China erlebten 2023 einen Exportboom – vor allem nach Europa. Die EU wittert darin unlauteren Wettbewerb. Die chinesische Regierung hat ihren Weg zur Dominanz im Automobilmarkt lange geplant und mit beträchtlichen Subventionen unterstützt. Die Europäische Kommission prüft diese daher derzeit und erwägt die Einführung von Anti-Dumping-Zöllen.
Das könnte jedoch auch europäischen Herstellern zur Last fallen. So haben einige davon aufgrund von besagten Joint-Venture-Programmen ebenso von diesen Subventionen profitiert. Einige Fahrzeuge, die ursprünglich aus Europa stammen, werden mittlerweile gänzlich in China produziert, wie beispielsweise der neue Mini oder der neue Smart.
Es sei auch daran gedacht, dass Strafzölle die Preise zwangsläufig in die Höhe schnellen lassen. Den Wettbewerb innerhalb der Elektromobilität zu gewinnen, wird damit kein Kinderspiel und bedarf einer umfassenden Strategie.