Chipfabriken boomen, weil die Digitalisierung voranschreitet. Überall werden sie dringend benötigt. Die Halbleiter spielen daher eine immer wichtigere Rolle in der Elektroindustrie. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil von elektronischen Alltagsgeräten wie Computern, Smartphones, Fernsehern oder vielen anderen elektronischen Systemen. Der Boom hält an, wobei die Umsätze im 3. Quartal 2023 zurückgegangen sind. Woran liegt das?
Engpässe der Chipfabriken führten zu Lieferverzögerungen
In den letzten Jahren ist es zu Engpässen bei der Produktion von Halbleitern gekommen. Die Gründe sind in Lieferverzögerungen zu finden, die auch zu massiven Preissteigerungen geführt haben. Besonders die Autoindustrie litt darunter. Der Bedarf stieg ständig weiter. So investierten Unternehmen verstärkt in den Ausbau der Fabriken. Die großen Player wie TSMC aus Taiwan oder Samsung aus Südkorea planen für das Jahr 2024 milliardenschwere Investitionen in neue Fertigungsstätten. Aber auch die USA und Europa möchten nicht zu stark von den chinesischen Produzenten abhängig sein. Daher fließt auch in diesen Kontinenten viel Geld in den Aufbau weiterer Fabriken.
Die größten Chipfabriken
Seit Beginn der Pandemie herrscht in Industriesektoren wie der Automobil-, Informationstechnologie- und Unterhaltungselektronikbranche Chipmangel. Dieser wurde unter anderem begünstigt durch Störungen in Produktionsabläufen und Lieferketten bei gestiegener Nachfrage. Der Krieg in der Ukraine und die weltweite Inflation tragen ebenfalls ihren Teil zu vergleichsweise schwachen Quartalsergebnissen von Chipproduzenten wie AMD, Qualcomm oder Intel bei.
Dieser Missstand lag am plötzlichen und rapiden Absinken ökonomischer Aktivität. Firmen wie TSMC, Samsung Electronics oder UMC profitierten vom erhöhten Bedarf und den gleichzeitigen Lieferverzügen in den Pandemiejahren. Sie konnten ihre Umsätze unter anderem durch günstige Preisentwicklungen und durch eine hohe Auslastung steigern. TSMC machte im Jahr 2021 einen Jahresumsatz von 57 Milliarden US-Dollar wie die folgende Statistik zeigt.
Umsatzentwicklung bei Chipfabriken
Im Juni 2023 betrug der Umsatz der Halbleiterindustrie weltweit rund 44 Milliarden US-Dollar. In der folgenden Statistik ist der weltweite monatliche Umsatz von Mai 2012 bis Juni 2023 zu sehen. Hier erkennt man einige Schwankungen. Der letzte Tiefstand war im Februar 2023 erreicht. Seit damals steigen die Zahlen wieder an.
Chipfabriken boomen, doch die Natur zahlt den Preis
Insgesamt wurden weltweit knapp 80 neue Betriebe zwischen 2021 und 2024 geplant oder bereits gebaut. Darunter der Lieferkettenspezialist Everstream oder der US-Konzern Micron, der gerade für knapp 4 Milliarden Dollar ein Werk in Japan errichtet. Der Boom geht allerdings zu Lasten der Natur.
Die Chipindustrie ist der größte Produzent des klimaschädlichen Treibhausgases. Besonders umweltschädigend sind die bis zu 10 Milliarden US-Dollar teuren Fabriken, die sich derzeit im Bau befinden und auf fortschrittliche Fertigungsverfahren spezialisiert sind. Die derzeit in der Entwicklung befindliche Zwei-Nanometer-Technologie produziert 946 Kilogramm CO2 je Produktionseinheit. Im Vergleich dazu stoßen die bisherigen Verfahren mit 28 Nanometern „nur“ 302 Kilogramm Treibhausgase aus. Experten schätzen, dass im vergangenen Jahr rund 171 Megatonnen an CO2 in die Luft gegangen sind. Das ist rund ein Viertel mehr als noch im Jahr 2018.
Kunden machen Druck
Bis zum Jahr 2030 wollten und sollten Unternehmen klimaneutral werden. Hierbei wird die gesamte Lieferkette für die Berechnung berücksichtigt. Die Managerin Cathy Kearney, Europachefin von Apple, warnt, dass es nicht möglich ist, dass Halbleiterproduzenten weiter so produzieren. „2030 ist nicht mehr so weit entfernt“, sagte sie in einem Interview. Apple spielt eine gewichtige Rolle für die Chiphersteller. Das Unternehmen ist der größte Abnehmer weltweit.
Gase sind sehr schädlich
Die Gase, die von der Chipindustrie freigesetzt werden, sind besonders umweltschädlich. Die Konzerne setzen zudem Metalle wie Gold, Aluminium und Kupfer für die Produktion ein. Zusätzlich werden noch unzählige Chemikalien verwendet. Auch enorme Mengen an Wasser werden benötigt. Bosch, Globalfoundries und Infineon, die drei größten Halbleiterproduzenten Dresdens, verbrauchen knapp die Hälfte des Wassers der gesamten Stadt.
Die Chipindustrie boomt, doch sie ist im Dilemma
Die Chipindustrie befindet sich in einem Dilemma, wie das Beispiel TSMC zeigt. Der Konzern wächst gigantisch, doch jedes Jahr werden mehr Ressourcen benötigt. Das Unternehmen möchte im Jahr 2023 mehr als 36 Milliarden Dollar in ein neues Werk investieren, genauso viel wie schon im Jahr 2022. Daher werde es bis 2030 dauern, bis die klimaschädlichen Emissionen wieder das Niveau von 2020 erreichen werden.
Zusätzlich ist es für die Chipindustrie schwer, an alle für die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks notwendigen Daten von ihren Zulieferern zu kommen. Intel hat zum Beispiel rund 9.000 Zulieferer aus 85 verschiedenen Ländern.
Fazit: Die Chipindustrie wird auch in den kommenden Jahren noch eine zentrale Rolle in der globalen Wirtschaft spielen. Es muss geschafft werden, dass der technologische Fortschritt nicht zu Lasten der Umwelt geht.