Der ökologische Fußabdruck ist ein Nachhaltigkeitsindikator. Der Fußabdruck beschreibt, wie viel Fläche ein Mensch benötigt, um seinen Bedarf an Ressourcen zu decken. Wir Menschen leben tatsächlich auf großem Fuß. Dennoch stellt sich auch die Frage, ob der ökologische Fußabdruck nicht Humbug ist. Die Idee wurde von raffinierten PR-Agenturen der Ölkonzerne entwickelt, um von den „Schandtaten“ der Öl-Multis, allen voran von British-Petrol (BP), abzulenken.
Was ist der ökologische Fußabdruck?
Der ökologische Fußabdruck beschreibt die Fläche der Erde, die notwendig ist, um die benötigte Energie sowie alle benötigten Rohstoffe bereitzustellen, um somit den aktuellen Lebensstandard erhalten zu können. Grundsätzlich gilt der ökologische Fußabdruck als Nachhaltigkeitsindikator. Für die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks werden mehrere Faktoren berücksichtigt:
Wohnen & Energie
Konsum & Freizeit
Ernährung
Verkehr & Mobilität
Der ökologische Fußabdruck verlangt Unmögliches
Viele Menschen sind bereits achtsam im Umgang mit Ressourcen geworden. Es gibt zahlreiche Apps, die mit Daten gefüttert werden, um den persönlichen ökologischen Fußabdruck zu berechnen. Wer im Passivhaus wohnt und mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, produziert rund 8 Tonnen Treibhausgas, wer hin und wieder verreist, kommt auf rund 9 Tonnen. Das ist auch der Wert für einen Durchschnittsösterreicher. Das Problem: Auch wenn man noch so sehr versucht, ökologisch und nachhaltig zu leben, unter 3-4 Tonnen Treibhausgas kommt der engagierte Bürger bei der Berechnung seines ökologischen Fußabdrucks nicht. Ideal bzw. klimaverträglich wären 1,5 Tonnen.
Ressourcen in Deutschland bereits verbraucht
Am 2. August war in Deutschland „Earth Overshoot Day“, also der „Erdüberlastungstag“. Dieser Tag sollte uns darauf aufmerksam machen, dass die ökologischen Ressourcen des Landes aufgebraucht sind. Der Tag wird vom Global Footprint Network berechnet, indem der globale ökologische Fußabdruck im Verhältnis zur gesamten globalen Biokapazität gesetzt wird. Somit verschuldet sich Deutschland gerade nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch.
Der ökologische Fußabdruck weltweit
Die USA sind Spitzenreiter beim Ressourcenverbrauch. Wenn die gesamte Weltbevölkerung wie die Bevölkerung der USA leben würde, also mit deren Lebensstandard und Ressourcenverbrauch, müsste die Erde 5,1-mal so groß sein. Deutschland hat einen geringeren ökologischen Fußabdruck als die USA. Dennoch bräuchte die Menschheit 3 Erden, wenn die gesamte Weltbevölkerung den Lebensstandard und den Ressourcenverbrauch der Deutschen übernehmen würde.
Hat Deutschland ein nachhaltiges Bewusstsein?
Bereits im Jahr 2021 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 11,88 Millionen Personen, die der Aussage „Beim Kauf von Produkten ist es mir wichtig, dass das jeweilige Unternehmen sozial und ökologisch verantwortlich handelt“ voll und ganz zustimmten. Hingegen sagten aber 19,01 Millionen Menschen, dass diese Aussage auf sie etwas oder kaum zutrifft. Weitere 10,67 Millionen Personen gaben an, dass dies bei ihnen gar nicht zutrifft. Dennoch hat die soziale und ökologische Verantwortung als Kaufkriterium in den letzten Jahren zugenommen, wie auch die folgende Statistik zeigt.
Ölkonzern BP hat den Begriff „ökologischer Fußabdruck“ eingeführt
Die Ölfirma British Petroleum (BP) investierte 250 Millionen Dollar, um den Begriff „ökologischer Fußabdruck“ zu etablieren. BP gründete ein Internetportal, auf dem es Bürgern möglich war, die Emissionen ihres Alltags zu berechnen. Mit dieser Strategie gelang es BP hervorragend, von sich und den riesigen Umweltschäden, die durch ihre Vorgehensweisen verursacht wurden, abzulenken. Die Strategie war genial: Seit damals berechnen Individuen ihren ökologischen Fußabdruck und versuchen einzusparen, wo es geht. Die Öl-Multis sind aus der Aufmerksamkeit von Politik und Medien entlassen und produzieren Treibhausgase in gigantischen Mengen weiter.
Was könnte eine vernünftige Lösung sein?
Das Vergleichen von ökologischen Fußabdrücken suggeriert, es würde reichen, wenn jeder Bürger nur etwas gründlicher vor seiner eigenen Haustür kehrt. Der ökologische Fußabdruck ist ein guter strategischer Anfang, der aber noch erweitert werden muss. Abhilfe schafft unter anderem der Klima-Handabdruck, der auf das aus Indien stammende Nachhaltigkeitskonzept des Handprints zurückgeht und den klassischen Fußabdruck ergänzt. Der Handprint misst auch das bereits Erreichte und bezieht auch mit ein, welchen Impact man durch seine Handlungen auslöst. Einfaches Beispiel: Ein Klimaforscher verreist viel mit dem Flugzeug, beeinflusst die Klimapolitik aber auch maßgeblich.
Fazit: Der ökologische Fußabdruck ist kein Humbug. Die Entwicklungen gehen in die richtige Richtung für Individuen. Wichtig ist es, dass auch Konzerne verstärkt ihrer Verantwortung nachkommen und weniger Treibhausgase produzieren.