Milliardenreserven unter dem Meer: Deutschlands ungenutzte Gasvorkommen

Ein Job als Quereinsteiger in Leibnitz? Bei Partl Bau sind die Chancen besonders hoch
Autohaus Temmer vergibt top KFZ-Mechaniker Jobs mit Aufstiegsmöglichkeiten in Leibnitz
Warum ist Praxiserfahrung so wichtig – der größte Steuerberater in Leibnitz im Interview


Erdgas aus Deutschland – lange war das kein Thema mehr. Zu groß war der Fokus auf den Ausstieg aus fossilen Energien. Doch die Energiekrise bringt ein Umdenken: Die Bundesregierung will ungenutzte Gasvorkommen in der Nordsee erschließen – gemeinsam mit den Niederlanden. Droht ein Rückschritt oder ist es ein pragmatischer Schritt zur Versorgungssicherheit?
Unmengen an unangetasteten Gasvorkommen
Unter der deutschen Nordsee und im Festland lagern seit Jahrzehnten gewaltige Mengen an Erdgas, doch bislang blieben sie größtenteils unerschlossen. In der energiepolitischen Vergangenheit Deutschlands hatte fossiles Gas zunehmend an Bedeutung verloren, nicht zuletzt durch die angestrebte Klimaneutralität und die Abkehr von fossilen Brennstoffen.
Doch angesichts globaler Krisen, steigender Energiepreise und geopolitischer Unsicherheiten erlebt das Thema nun eine überraschende Wendung. Die Bundesregierung will die heimische Gasförderung neu beleben. Der erste sichtbare Schritt: ein bilaterales Abkommen mit den Niederlanden, das die gemeinsame Ausbeutung von Gasfeldern in der Nordsee regelt.
Deutschland: Hauptlieferanten von Erdgas und Bedeutung von LNG
Deutschland deckt den Großteil seiner Erdgasimporte derzeit hauptsächlich aus drei Ländern. Im Jahr 2024 stammt fast die Hälfte (48 %) des Gases aus Norwegen, gefolgt von den Niederlanden mit 25 Prozent und Belgien mit rund 18 %. Etwa 8 %der Importe kommen als verflüssigtes Erdgas (LNG) per Schiff ins Land, wo es an speziellen Terminals wieder in Gas umgewandelt wird.
Ein großer Teil des Gases, das aus den Niederlanden und Belgien nach Deutschland gelangt, stammt ebenfalls aus LNG, das dort importiert und dann über Pipelines weitertransportiert wird.

Deutschlands Erdgas: Größte Speicher in der EU mit saisonalen Schwankungen
Deutschland besitzt innerhalb der Europäischen Union die größten Erdgas-Speicherkapazitäten – rund 261 Terawattstunden. Die gespeicherte Gasmenge verändert sich jedoch im Jahresverlauf erheblich. Besonders während der Heizperiode im Winter sinken die Füllstände spürbar, während sie in den wärmeren Monaten wieder zunehmen. Dieses saisonale Muster zeigt sich auch in vielen anderen EU-Staaten mit vergleichbarer Infrastruktur.

Strategischer Schulterschluss mit den Niederlanden
Im Zentrum des Abkommens steht das niederländische Energieunternehmen One-Dyas. Dieses erhält die Genehmigung, drei Lagerstätten im Grenzgebiet der Nordsee zu erschließen, darunter auch Vorkommen auf deutscher Seite. Das Projekt ist längst angelaufen: Eine der Lagerstätten befindet sich bereits in Betrieb. Der Output ist aufgeteilt: 65 % gehen an die Niederlande, 35 % an Deutschland.
Für Chris de Ruyter van Steveninck, CEO von One-Dyas, ist die Zusammenarbeit ein bedeutender Schritt: „Das Potenzial in der Nordsee ist beträchtlich und wir stehen erst am Anfang“, teilt er gegenüber der Presse mit. Neben dem bereits erschlossenen Feld könnten weitere folgen. Dies deutet auf ein strategisches Umdenken hin: weg von der reinen Abhängigkeit von Importen, hin zur Eigenproduktion.
Politischer Kurswechsel mit Signalwirkung
Der Paradigmenwechsel ist bemerkenswert. Noch vor wenigen Jahren galten neue Gasbohrungen in Deutschland als politisch kaum durchsetzbar, auch wegen des Widerstands aus Umweltkreisen und Teilen der Bevölkerung.
Die Ampelkoalition jedoch scheint angesichts der aktuellen Energiekrisen umzudenken.
„Die Koalitionsparteien haben sich darauf verständigt, dass die Potenziale der konventionellen Gasförderung in Deutschland genutzt werden sollen“, erklärte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums gegenüber Medien. Damit steht fest: Die Zeiten, in denen heimische Gasförderung tabu war, sind vorbei – zumindest vorübergehend.
Versorgungssicherheit vor Ideologie
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Deutschlands Abhängigkeit von Energieimporten deutlich gemacht. LNG-Importe, Speicherstrategien und Ausbau erneuerbarer Energien konnten kurzfristige Engpässe abmildern, doch langfristige Versorgungssicherheit bleibt ein zentrales Ziel. Heimisches Gas kann dabei eine Brückenfunktion übernehmen.
Experten betonen: Selbst wenn das geförderte Gas nicht ausreicht, um den gesamten Bedarf zu decken, trägt es zur Diversifizierung der Energiequellen bei und damit zur Stabilisierung der Preise und Versorgungssicherheit. Zudem werden durch die Förderung in der Nordsee lange Transportwege vermieden, was CO₂-Emissionen reduziert.
Klimaziele in Gefahr?
Kritiker warnen: Die Rückkehr zur Gasförderung könne die deutschen Klimaziele untergraben. Der massive Ausbau erneuerbarer Energien müsse Vorrang haben, betonen Umweltverbände. Sie sehen in der Nordsee-Förderung einen Rückschritt. Die Regierung kontert, dass es sich um eine Übergangslösung handele, bis grüne Energiequellen vollständig tragfähig seien.
Zudem verweist man auf den Einsatz modernster Technologie zur Minimierung ökologischer Schäden. One-Dyas selbst betont, dass alle Projekte strengen Umweltstandards folgen und die Plattformen mit möglichst geringer ökologischer Belastung betrieben werden.
Debatte über Deutschlands Energiezukunft kontrovers
Die Renaissance der deutschen Gasförderung ist keine Rückkehr zu alten Zeiten, sondern Ausdruck pragmatischer Energiepolitik. In einer Phase globaler Unsicherheiten wird das heimische Gas zur strategischen Reserve, nicht als Dauerlösung, sondern als ergänzender Baustein im Energiemix.
Ob dieser neue Kurs dauerhaft Bestand hat, hängt nicht zuletzt davon ab, wie schnell der Ausbau erneuerbarer Energien gelingt und ob die gesellschaftliche Akzeptanz für fossile Zwischenlösungen aufrechterhalten werden kann. Klar ist: Die Debatte über Deutschlands Energiezukunft wird kontrovers bleiben.