China ist zum Paradies für Investoren geworden. Wie hat China es geschafft, von einem Entwicklungsland zu einer weltweit bedeutenden Wirtschaftsmacht zu werden? Niedrige Löhne, Arbeitnehmer ohne tatsächlich schriftlich definierte Rechte und keine freien Gewerkschaften haben Investoren magnetisch angezogen. Vor fast 40 Jahren wurde für China ein Reformprogramm vereinbart. Dies war der Startschuss für einen einzigartigen Aufschwung. Ein Blick hinter die Kulissen liefert interessante Informationen und Prognosen für das Jahr 2023.
Heute ist China mit knapp 1,4 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde und seit 2010 hinter den USA auch die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Unter der Herrschaft von Mao Zedong fanden politische Morde statt, es wurden Menschenrechte verletzt und die große chinesische Hungersnot verursacht, die den Tod von 15-50 Millionen Menschen in China zu Folge hatte. Als Deng Xiaoping an die Macht kam, änderte sich für China sehr vieles.
Chinas Wirtschaft und das Reformprogramm
Innerhalb dieses Programms wurden vier Modernisierungen eingeführt, die sich auf
die Landwirtschaft,
die Industrie,
die Verteidigung Chinas sowie
die Wissenschaft und Technik
beziehen. Im Gegensatz zum vorherigen System wurde es Bauern erlaubt, Privatbesitz zu haben und selbständiges Arbeiten war möglich. Das System wandelte sich zur sozialistischen Marktwirtschaft. Die Produktion der Landwirtschaft konnte innerhalb von drei Jahren um 9 Prozent gesteigert werden. Dies führte auch zu einem höheren Lebensstandard der Bauern.
Durch die Modernisierung kam es auch zu einer Liberalisierung der Wirtschaft und China öffnete seine Grenzen auch für ausländische Investoren, indem vier Sonderwirtschaftszonen gegründet wurden, die rechtliche und administrative Erleichterungen für Investoren schaffen sollten. Der Grundstein für das wirtschaftliche Wachstum Chinas war gelegt.
Armut bekämpft
Das Wirtschaftswachstum, verbunden mit der Industrialisierung und der Urbanisierung, sowie die Verbesserung der Infrastruktur führten dazu, dass viele Bürger der Armut entkommen konnten. Im Jahr 2020 betrug Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) rund 15 Billionen US-Dollar. Damit stieg das BIP von 1978 bis 2014 um das 48-fache an.
Made in China wurde zum Exportschlager. Vor allem Produkte in den Bereichen Elektrotechnik, Maschinen und Kleidung wurden aus China importiert. Trotz der Corona-Pandemie ist die Wirtschaft Chinas weiter gewachsen, doch nun gibt es einen deutlichen Bremser. Die Aussichten für China und seine Wirtschaft sind nicht rosig.
Schattenseite des Wirtschaftswachstums
Der Wohlstand in China ist gestiegen, doch der Preis ist hoch. Innerhalb von China gibt es eine große Ungleichheit bei den Einkommen. In den Städten breitet sich ein gewisser Wohlstand aus. Die ländlichen Gebiete sind dazu vergleichsweise arm. Die Verschmutzung von Luft und Wasser ist enorm. China befindet sich immer in einer Smogwolke, also einer Art Nebel aus Feinstaub. Die Flüsse sind verschmutzt. 60-80 Prozent des Grundwassers sind verunreinigt. Abfälle der Industrie wurden direkt in Seen und Flüsse abgeleitet, chemische Dünger und Insektenvernichtungsmittel haben das Wasser ungenießbar gemacht.
Die chinesische Regierung hat die Umweltproblematik lange Jahre ignoriert. Alles hat seinen Preis, war aus China immer wieder zu hören. Zuerst müssen manche richtig reich werden, bis es dann auch für alle anderen besser läuft, wurde auch immer wieder bestätigt. Derzeit ist China dabei, eine neue Umweltpolitik auf die Beine zu stellen.
China hat gewaltige Probleme
China wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich in eine Rezession geraten. Einer der vielen Gründe liegt sicher in der restriktiven Zentralbankpolitik. Obwohl die Null-Covid-Strategie fallengelassen wurde, sind die Aussichten, dass sich Chinas Wirtschaft noch gut weiterentwickeln wird, gedämpft.
Immobilienblase wird platzen
Der Immobiliensektor in China ist weiterhin schwach. Die Belastungen für den Markt kommen aus dem Liquiditätsrisiko und der Verlangsamung der Verkäufe. Entscheidend dafür ist, dass China anfängt zu schrumpfen. Lange wurde eine Ein-Kind-Politik von den Familien verlangt. Diese wurde zwar durch eine Zwei-Kind-Strategie ersetzt, doch die Schäden aus dieser Regelung sind für China verheerend. Im Jahr 2100 werde es nur mehr knapp über 700 Millionen Chinesen geben. Heute sind es genau doppelt so viele – also 1,4 Milliarden Menschen.
Einfluss Chinas auf die Weltwirtschaft nimmt zu
Damit ist auch gemeint, dass der Einfluss von Amerika und Europa sinkt. Der Anteil Chinas am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen 20 Jahren ist auf 18,6 Prozentpunkte gestiegen. Die Anteile der USA und der Europäischen Union sind dagegen gesunken und liegen deutlich unter dem Anteil Chinas. Die Wirtschaft in Österreich entwickelt sich auch wieder langsam aufwärts. Unternehmen hier setzen auf Innovation genauso wie auf Tradition. Umwelt hat in Europa auf jeden Fall einen höheren Stellenwert als in China.
Es bleibt also abzuwarten, wie China in der Umweltpolitik, die jahrelang schändlich vernachlässigt wurde, in Zukunft positionieren kann, wie die Bevölkerung nicht schrumpft und die Wirtschaft nicht in eine Rezession rutscht. All das hat entscheidenden Einfluss darauf, wie sich unsere heimische Wirtschaft entwickelt. Leider ist eines relativ sicher: geht es China gut, geht es Europa gut. Und leider auch umgekehrt.