Österreich hat immer als reiches Land gegolten. Die Pandemie hat bereits vieles verändert. Die Teuerungsrate aufgrund der immens hohen Inflation macht Österreich zu schaffen. Im Vergleich zu anderen EU-Staaten galoppiert die Inflation in Österreich davon. Die Folge sind zunehmende Armut in Österreich und viele Menschen, die bereits auf einiges verzichten müssen, was sie sich noch vor einem Jahr leisten konnten, wie zum Beispiel Urlaub oder auch gute Schuhe für die Kinder. Was läuft hier falsch und wie viele sind in Österreich von Armut betroffen?
Was heißt es, arm zu sein?
Arm sind diejenigen, die auf der Straße leben und in Notquartieren schlafen müssen. Doch es gibt viel mehr Menschen, die von Armut betroffen sind. Die neuesten Zahlen, die von der Statistik Austria veröffentlicht wurden, verdeutlichen dies enorm. Es sind aktuell 1.529.000 Österreicher, die armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind. Tendenz steigend.
Stimmung schlecht
Die Erwartungen, dass sich groß etwas in Österreich in naher Zukunft ändern wird, sind eher pessimistisch. Es wird mit einer weiteren Verschlechterung beim Einkommen gerechnet. Viele Menschen sind auch nach der Pandemie, den damit einhergehenden Lohneinbußen, eventueller Arbeitslosigkeit und den massiven Teuerungen an einem Punkt, wo sie sich das „normale“ Leben nicht mehr leisten können. Die Mittelschicht in Österreich ist bedroht – die Zahl der Armen wird immer mehr.
Armut halbieren
Glaubt man der Regierung in Österreich, so war dies das Ziel für 2022 und sollte auch im Jahr 2023 erreicht werden. Doch davon ist man weit entfernt. Im letzten Jahr sind die Zahlen jener, die in absoluter Armut leben, in Österreich um 41.000 Menschen gestiegen. In Summe sind es mehr als 200.000 Menschen, die in absoluter Armut leben. Mehr als 17 % der österreichischen Bevölkerung gelten als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das besonders Traurige dabei ist, dass darunter 353.000 Kinder und Jugendliche sind.
Was bedeutet es, arm zu sein?
Als arm gelten Menschen, die sich 7 von 13 Merkmalen eines normalen Alltags nicht leisten können. Dazu gehören zum Beispiel die Fähigkeit, die monatliche Miete pünktlich bezahlen zu können, die Wohnung warm halten zu können oder jeden zweiten Tag zumindest Fleisch, Fisch oder eine vegetarische Speise zu sich nehmen zu können. Einelternhaushalte sowie alleinlebende Frauen sind besonders stark von Armut betroffen.
Haushaltseinkommen bestimmt Armutsgefährdung
Armutsgefährdet ist man, wenn das vorhandene Haushaltseinkommen weniger als 60 % des Mediaeinkommens beträgt. Dabei lag die Grenze im Jahr 2022 bei 1.392 Euro. Vom Jahr 2021 auf 2022 ist die Zahl um ungefähr 20.000 Menschen gestiegen und betrifft derzeit 1,3 Millionen Menschen. Tendenz steigend. Diese Menschen haben weniger als 835,20 Euro im Monat zur Verfügung. Die genaue Angabe des Betrages sollte verdeutlichen, dass es hier wirklich um jeden Cent geht, den man ausgeben kann oder vielmehr, der nicht zur Verfügung steht.
Problem in der Berechnung
Die Zahl der Armutsgefährdung lässt keinen Schluss zu, wie die tatsächlichen Lebenssituationen der Menschen sind. Hier ist ein besonderes Kriterium, ob die betroffenen Personen auf Miete leben oder Eigentum besitzen. Dies ist ein erheblicher Kostenfaktor im verfügbaren Einkommen. Auch Pflege- und Gesundheitskosten werden nicht berücksichtigt.
Diese können ein Haushaltseinkommen erheblich belasten bzw. es für Familien auch finanziell unmöglich machen, eine notwendige Therapie, die privat zu bezahlen ist, zu machen oder Kinder sowie Eltern, die Pflege benötigen, entsprechend zu versorgen. Die Lücken im Gesundheitssystem in der Betreuung von pflegenden Angehörigen belastet Menschen mit einem geringen Einkommen extrem.
Inflation steigt weiter – alles wird noch teurer
Die enorm hohe Inflation stürzt Menschen immer weiter in Armut. Neben den Energiekosten steigen die Lebensmittelpreise monatlich. Allgemein gehen die Teuerungen in der Eurozone inzwischen zurück. Außer in Österreich. Im Jänner dieses Jahres lag die Inflation bei 11,2 %. Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 1952. Die folgende Statistik zeigt die Entwicklung der Inflation in Österreich mit Höchststand im Januar.
Statistik Inflation Österreich
In der folgenden Grafik sieht man, dass die Inflation in der EU-Zone 6,9 % beträgt. Die Türkei ist Spitzenreiter mit 50,6 %, gefolgt von Ungarn mit 25,6 % im März 2023. Österreich liegt im März 2023 bei 9,2 % Inflation. Unter den 38 OECD-Ländern verzeichnet Österreich zwischen Dezember 2021 und Dezember 2022 den siebthöchsten Anstieg der Inflation.
Folgen der hohen Inflation für die Armut in Österreich
Die Preise sind sowohl im Energiebereich als auch bei vielen anderen Waren und Dienstleistungen, etwa bei Nahrungsmitteln gestiegen. Diesel wurde seit Jänner billiger. Die Folge ist, dass viele billige Produkte, auch mit nicht unbedingt bester Qualität, im Einkaufskorb landen. Wobei auch hier gibt es Veränderungen.
Eigenmarken werden immer teurer
Eigenmarken von Lebensmittelkonzernen sind auch empfindlich teurer geworden. Der Grund liegt in der erhöhten Nachfrage und der damit verbundenen Möglichkeit, mehr an Gewinn zu lukrieren. Die AK hat in Österreich 40 Produkte in einem Warenkorb untersucht. Ergebnis war, dass Produkte beim Diskonter Hofer um 39 % zwischen Dezember 2021 und Dezember 2022 teurer geworden sind. Den geringsten Anstieg der Preise gab es bei Interspar. Dennoch wurden hier die Preise um fast 28 % teurer.
Armut und Wohlstandsverlust
Manche Menschen realisieren nur, dass der Einkauf deutlich teurer geworden ist. Andere kämpfen um die Existenz und zwar wortwörtlich um das Überleben. Es gibt in Österreich einen realen Wohlstandsverlust, der nicht nur in diesem Jahr zu spüren sein wird. Es wird Österreich laut Experten noch die kommenden Jahre begleiten.