DAX-Konzerne investieren erhebliche Mittel in Forschung und Entwicklung. Jahrelang wurde gespart, doch nun wird verstärkt in die Zukunft investiert. Wer investiert wie viel und wie können Umsatzrückgänge damit in Zukunft verhindert werden?
Dax-Konzerne investieren Rekordsumme in Forschung und Entwicklung
Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen haben Deutschlands Top-Unternehmen im Jahr 2023 fast 75 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert. Im Gegensatz dazu sind die Umsätze nur um knapp 1 % gestiegen. Laut einer Umfrage planen vier der zehn Unternehmen mit den höchsten F&E-Ausgaben, ihre Investitionen in diesem Bereich weiter zu erhöhen.
F&E-Ausgaben sind in den USA noch stärker gestiegen
Die F&E-Ausgaben der Dax-Konzerne haben sich seit 2011 verdoppelt, während die Umsätze lediglich um 50 % stiegen. Dadurch erhöhte sich die Forschungsquote von 3,7 auf rekordhohe 5,1 %.
Trotz der gestiegenen Ausgaben hinkt Deutschland international hinterher. US-Konzerne haben ihre Forschungsausgaben 2023 doppelt so stark erhöht wie heimische Firmen. Dort sind die Investments im Vergleich zum Vorjahr um 13 % gestiegen, wie eine veröffentlichte Studie der Beratungsfirma EY zeigt.
Das liegt aber vor allem an den großen Digitalkonzernen. Sechs der zehn Firmen mit den weltweit höchsten Digitalausgaben sind Tech-Riesen, darunter Amazon, die Google-Mutter Alphabet und der Facebook-Betreiber Meta.
Forschung hat bei Siemens besonders an Bedeutung gewonnen
Gemessen am Umsatz hat unter allen Dax-Konzernen die Forschung bei Siemens besonders an Bedeutung gewonnen. Der Konzern gab vor zehn Jahren 5,5 % seiner Umsätze für Forschung aus. Konkurrenten wie ABB in der Schweiz oder Honeywell und 3M in den USA erreichen deutlich niedrigere Werte. Die folgende Statistik zeigt, dass Siemens bereits im Geschäftsjahr 2022/23 rund 6,2 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgab.
Deutschland profitiert von F&E-Ausgaben der DAX-Konzerne am stärksten
Auf welche Regionen sich die Forschungsausgaben verteilen, weisen die Dax-Konzerne nicht aus. Sie dürften in Deutschland aber weit über 20 % liegen. Volkswagen tätigt etwa drei Viertel seiner 21,8 Milliarden Euro hohen F&E-Ausgaben in Deutschland. Allein der Autobauer steht für 21 % aller Forschungsausgaben im Dax. Die Statistik zeigt die Entwicklung der Ausgaben für F&E von 2013 bis 2023.
Unternehmen kritisierten zuletzt auch verstärkt den deutschen Wirtschaftsstandort. Die politischen Entscheidungen seien undurchsichtig, die Energiepreise sowie die Bürokratie zu hoch. Mit den heimischen Forschungsbedingungen zeigen sich viele Dax-Konzerne aber zufrieden. Deutschland sei auch durch die „Zusammenarbeit mit erstklassigen Universitäten und Forschungseinrichtungen ein attraktiver F&E-Standort“, teilt etwa das Biotech-Unternehmen Qiagen mit.
Pharma: Deutschland bleibt wichtig – doch Kritik wird lauter
Die Pharmabranche ist besonders auf Forschung angewiesen – nur so bleibt die Pipeline an zukunftsträchtigen Medikamenten erhalten. Merck und Bayer geben mehr als 11 % ihres Umsatzes für Forschung aus. Deutsche Pharma- und Chemiekonzerne siedeln ihre F&E-Aktivitäten verstärkt in weltweit verteilten Hubs an, um nahe an Kunden und Wissenszentren zu sein. Bayer legte im Herbst 2023 den Grundstein für ein neues Forschungszentrum im Agrargeschäft im rheinischen Monheim. Mit 220 Millionen Euro ist dies die größte Einzelinvestition im deutschen Pflanzenschutzgeschäft seit mehr als 40 Jahren.
Innovationszentrum für KI-Entwicklung für DAX-Konzerne
In Heilbronn entsteht das größte Ökosystem für KI in ganz Europa. Hier bekommt das KI-Start-up Aleph Alpha millionenschwere Unterstützung. Wenn Unternehmen, Start-ups, externe Forscher und Politik an einem Ort zusammenkommen, könnten sie radikale Innovationen treiben. In dem neuen Innovations-Hub von Siemens in Garching bei München sollen beispielsweise zunächst 450 Forscher des Konzerns mit 150 Wissenschaftlern der Technischen Universität München zusammenarbeiten.
Umsatzentwicklung und Gewinnrückgang: DAX-Konzerne stehen vor schwierigem Jahr 2024
Auffällig ist, dass die DAX-Konzerne stark in F&E investieren, ihre Umsatzentwicklungen jedoch rückläufig bzw. schwach waren. Insgesamt verzeichneten 15 DAX-Unternehmen niedrigere Umsätze als im Vorjahreszeitraum und 18 DAX-Unternehmen meldeten rückläufige Gewinnzahlen. Diese Herausforderungen, verbunden mit einer langen Phase wirtschaftlicher Stagnation und einer tiefgreifenden Transformation, stellen die Unternehmen vor enorme Schwierigkeiten, während 2024 voraussichtlich nicht besser als 2023 sein wird.
Bleibt zu wünschen, dass die hohen Investitionen in F&E bald die erhofften Erfolge bringen werden.