E-Autos waren bisher sehr teuer in der Neuanschaffung. Doch jetzt sind gebrauchte E-Autos zu günstigen Preisen erhältlich. Die Preise sind sogar bereits ähnlich wie die der Verbrenner-Autos. Woran liegt diese Entwicklung? Ist der Markt für E-Autos tatsächlich rückläufig?
E-Autos werden immer weniger wert
Der Preisverfall bei E-Autos ist beträchtlich. Second-Hand-Autos sind bereits zu ähnlichen Preisen wie Verbrennerfahrzeuge zu finden. Der Durchschnittspreis für ein E-Auto lag im März 2024 bei 29.548 Euro. Diese Angaben basieren auf Daten der Gebrauchtwagenbörse Autoscout24. Damit liegt der Preis um 26 % niedriger als noch vor einem Jahr. Im Gegensatz dazu ist die Preiskurve bei Dieselfahrzeugen relativ stabil. Der Durchschnittspreis liegt hier bei 28.115 Euro.
Statista liefert eine andere Betrachtung und über den Zeithorizont von 2019 bis Februar 2024. Die folgende Statistik zeigt die durchschnittlichen Preise für Gebrauchtwagen in Deutschland. Laut Statista lag der Durchschnittspreis hier über die Jahre gerechnet bei 27.349 Euro. Somit liegen diese Berechnungen nochmals unterhalb der von Autoscout24 berechneten Zahlen. Deutlich erkennbar ist jedoch, dass die Preise eine Abwärtsspirale einschlagen.
Kauf eines E-Autos
Diese Entwicklungen veranlassen Konsumenten dazu, darüber nachzudenken, ob die Anschaffung eines gebrauchten E-Autos für sie attraktiv sein kann. Fachleute sprechen bereits über Preisparität ab 2025 zwischen Stromern und Verbrennern. Dies gilt für eine Neuanschaffung. Bei Gebrauchtwagen tritt diese Parität bereits früher ein. Dies ist auf die seit Monaten schneller fallenden Wiederverkaufswerte für E-Autos zurückzuführen.
Preisentwicklungen bei gebrauchten E-Autos
Wenn man sich ein drei Jahre altes Auto anschaffen möchte, das einen Benzin- oder Dieselmotor hat, kann man mit durchschnittlich 65 % des ursprünglichen Listenpreises rechnen. Bei E-Autos sind es derzeit rund 54 %. Die meistgekauften E-Autos sind dabei das Audi e-tron-Modell 50 und 55 quattro oder der VW ID.3. Ein drei Jahre alter ID.3 mit 60.000 Kilometern wurde bereits für weniger als 20.000 Euro gehandelt. Als Neuwagen kostete dieses Auto rund 40.000 Euro.
Auch ein E-Porsche ist relativ günstig zu haben. Hier kostet ein drei Jahre alter Porsche Taycan mit 35.000 Kilometern weniger als 70.000 Euro. Der Neupreis liegt bei 145.000 Euro. In Großbritannien ist der Taycan sogar für rund 58.000 Euro erhältlich.
Auch Rabattschlachten bei gebrauchten E-Autos
Gebrauchte Stromer stehen wie Blei auf den Höfen der Händler, sagt Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM). Er bewertet die sinkenden Preise als Reaktion auf ein Nachfragetief. Hier spielt aber nicht nur der Preis eine entscheidende Rolle. Derzeit ist noch recht unklar, wie die technischen Weiterentwicklungen bei Batterie und Software tatsächlich aussehen. Dies verunsichert Konsumenten.
Leasingraten werden von Händlern gestützt
Die Berechnung einer Leasingrate basiert auf der Kalkulation eines prognostizierten Wiederverkaufswertes nach Ende des Leasingvertrags, auch als Restwert bekannt. Ein Konsument zahlt seine monatlich berechnete Leasingrate und nach Ablauf des Vertrags den Restwert. Doch am Ende der Laufzeit hängt dieser Wert mit den realen Gebrauchtwagenpreisen am Markt zusammen, die derzeit stark vom berechneten Wert abweichen.
Händler müssen daher die Leasingraten stützen, was bedeutet, dass sie „draufzahlen“ müssen. Der Kunde sollte beim Leasing nicht der sein, der am Ende draufzahlt. Wie lange sich die Händler dies jedoch leisten können und wollen, bleibt fraglich. Derzeit ist davon auszugehen, dass Händler mindestens 11 % des Wertverlusts bei Leasingangeboten tragen. Bei Elektroautos liegt dieser Wert sogar bei 15 %.
Schwierige Entscheidung für Verbraucher
Der Wertverfall bei Autos – egal ob Verbrenner- oder Elektromotor – ist auf jeden Fall stark ausgeprägt. Doch besonders bei E-Autos im Premiumbereich können Fahrzeuge nur mit einem großen Verlust weiterverkauft werden. Hier spielt auch die Entwicklung der Batterietechnik eine entscheidende Rolle. Moderne Elektroautos haben eine viel effizientere Technologie als noch vor zwei bis drei Jahren. Das sollte Stromer gegenüber Verbrennern auch wesentlich attraktiver machen, da ein Verbrenner mit einem Tank nicht um 200 bis 300 Kilometer weiterfahren kann. Doch die Konsumenten sind von der teilweise skurrilen Preispolitik irritiert.
Der drastische Preisverfall verunsichert extrem. Generell gehen Experten davon aus, dass die Preise für neue E-Autos deutlich fallen müssen, um die Kaufmotivation wieder zu entfachen. Derzeit können sich etwa mehr als ein Drittel nicht vorstellen, auf einen reinen Stromer umzusteigen. Die begrenzte Reichweite, die hohen Anschaffungskosten, die unausgereifte Infrastruktur und das Unwissen über realistische Wiederverkaufspreise sind hier die wichtigsten Einflussfaktoren.
Interessantes Detail: Auch die großen Autovermieter wie Sixt und Hertz legen bei den Stromern den Rückwärtsgang ein. Die Begründung liegt auch in den sinkenden Wiederverkaufswerten der E-Autos.