Das Sparbuch: Ein Begriff, der bei vielen an Kindheitserinnerungen und den ersten Umgang mit Geld denken lässt. Doch in Zeiten von Niedrigzinsen, digitalen Zahlungsmethoden und alternativen Investitionsmöglichkeiten fragen sich viele: Ist es heute überhaupt noch sinnvoll, ein Sparbuch zu besitzen?
Tradition trifft auf Moderne
Das Sparbuch hat in Deutschland eine lange Tradition. Es war jahrzehntelang die erste Wahl für alle, die ihr Geld sicher anlegen wollten. Die einfache Handhabung und die Möglichkeit, regelmäßig kleine Beträge einzuzahlen, machten es besonders attraktiv.
Doch die Finanzwelt hat sich gewandelt. Die Zinsen für klassische Sparprodukte sind in den Keller gesunken. Was einst als sichere und rentable Anlage galt, wirft heute kaum noch Erträge ab. Die Inflation frisst oft sogar den ohnehin schon geringen Zinsgewinn auf, was real zu einem Wertverlust des Ersparten führt.
Digitale Alternativen auf dem Vormarsch
Gleichzeitig boomt die FinTech-Branche. Digitale Plattformen bieten innovative Spar- und Anlagemöglichkeiten. Ob Tagesgeld, Festgeld oder Robo-Advisors: Die Auswahl ist groß und verspricht oft bessere Renditen als das klassische Sparbuch.
Aber nicht nur die Rendite ist ein Argument gegen das Sparbuch. Online-Banking und Banking-Apps machen den Geldtransfer einfach und bequem. Das physische Sparbuch, für das man zur Bank gehen muss, wirkt da fast schon antiquiert.
Sicherheit versus Rendite
Ein häufig angeführtes Argument für das Sparbuch ist die Sicherheit. Tatsächlich sind Einlagen bis 100.000 Euro pro Kunde und Bank in der EU durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Doch auch andere Sparprodukte bieten diesen Schutz. Hier gilt es, das Verhältnis von Sicherheit zu Rendite individuell abzuwägen.
Betrachtet man ausschließlich die Rendite, so schneiden andere Anlageformen wie Aktien oder Immobilien in der Regel besser ab als das Sparbuch. Allerdings sind solche Investitionen oft mit einem höheren Risiko verbunden.
Zinsen sinken deutlich
Deutsche Sparer, die ihr Geld auf dem klassischen Sparbuch angelegt haben, müssen schon seit Jahren mit niedrigen Zinsen leben. Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise verfolgte die Europäische Zentralbank viele Jahre eine Niedrigzinspolitik, die die Geschäftsbanken durch ebenfalls niedrige Zinsen an ihre Kunden weitergegeben haben. Im Jahr 2002 folgte aufgrund der hohen Inflation jedoch die Zinswende. Für die Sparbuchinhaber machte sich diese jedoch zunächst nicht bemerkbar. Sie erhielten im Jahr 2021 im Schnitt ca. 0,1 % auf ihre Einlagen. In den Jahren vor der Finanzkrise lag der Zins noch bei 2 % und mehr, wie die folgende Statistik zeigt.
Unterschiedliche Tendenzen im DACH-Raum
Wenn man den Blick über die Grenzen Deutschlands hinaus wirft und den gesamten DACH-Raum betrachtet, erkennt man interessante Unterschiede im Umgang mit dem Sparbuch.
In der Schweiz etwa, wo das Bankwesen und das Sparen traditionell einen hohen Stellenwert haben, bleibt das Sparbuch ein populäres Instrument. Es wird als zuverlässige und solide Anlageform geschätzt, besonders in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten. Der Schweizer legt traditionell Wert auf Stabilität und Sicherheit und dies spiegelt sich in der Beliebtheit des Sparbuchs wider.
Österreich zeigt ein ähnliches Bild wie Deutschland: Niedrige Zinsen haben auch hier das Sparbuch weniger attraktiv gemacht. Doch auch hier hält die emotionale Bindung viele davon ab, sich vollständig von dieser Anlageform zu verabschieden.
Emotionale Bindung
Trotz aller wirtschaftlichen Argumente darf man einen Faktor nicht unterschätzen: Die emotionale Bindung. Für viele Menschen hat das Sparbuch einen ideellen Wert. Es steht für Beständigkeit, Sicherheit und Vertrauen. Solch eine emotionale Verbindung kann kein Zins- oder Renditeversprechen ersetzen.
Ist ein Mittelweg sinnvoll?
Es spricht nichts dagegen, auch heute noch ein Sparbuch zu haben, gerade wenn es einem ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Allerdings sollte es nicht die einzige Anlageform sein. Experten raten dazu, das Vermögen zu diversifizieren. Das heißt, es auf verschiedene Anlageformen zu verteilen. So kann man von höheren Renditen profitieren und gleichzeitig Risiken minimieren.
Fazit
Das Sparbuch hat sicherlich nicht mehr den Stellenwert von früher. Für reine Vermögensbildung scheinen andere Instrumente sinnvoller. Dennoch hat es nicht vollständig ausgedient. Als Teil eines breit aufgestellten Portfolios oder aus emotionalen Gründen kann es durchaus seine Berechtigung haben. Wichtig ist, sich über die eigenen finanziellen Ziele klar zu werden und die passenden Anlageformen sorgfältig auszuwählen.