Der Begriff „Overtourism“, sprich, „Übertourismus“, ist seit dem weltweiten Aufschwung des Tourismus nach der COVID-Pandemie wieder in aller Munde. In vielen Städten wie Palma de Mallorca, Teneriffa und Barcelona gingen Tausende Menschen auf die Straße, um gegen die negativen Auswirkungen des Massentourismus zu protestieren.
Wachstum um jeden Preis
Die Reisebranche hat sich lange Zeit auf ungebremstes Wachstum konzentriert, ohne die Auswirkungen auf Einheimische und Umwelt ausreichend zu berücksichtigen. Die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) prognostiziert, dass die verkehrsbedingten Kohlendioxidemissionen des Tourismus bis 2030 um 25 % steigen werden. Zudem wird die Zahl der weltweiten Touristen von 1,5 Milliarden im Jahr 2019 auf 1,8 Milliarden ansteigen, was zu einem erhöhten Druck auf beliebte Orte und mehr Protesten führen wird. Besonders die internationalen Touristenströme sind laut Tourismus-Forschern der Haupttreiber des Overtourism.
Das Phänomen „Overtourism“
Bereits 2019 warnte die UNWTO vor den Gefahren eines unkontrollierten Tourismuswachstums. Die erhöhte Zahl an Touristen führt oft zu einer Überlastung der Infrastruktur und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität der Einheimischen. Dies hat zu einer „anti-touristischen“ Stimmung in vielen Städten geführt, die durch Proteste wie „Tourists go home“ zum Ausdruck kommt.
Probleme des Übertourismus
Übertourismus führt zu zahlreichen Problemen. Die zunehmende Anzahl an Kreuzfahrt-Schiffen, günstigen Flügen und der Einfluss von Social Media tragen zur Überlastung bei. Besonders betroffen sind Städte wie Venedig, wo der Tourismus zu einem drastischen Anstieg der Lebenshaltungskosten führt und ganze Gemeinschaften verdrängt.
Überfüllte Strände, lange Warteschlangen, hohe Preise und Schäden an historischen Stätten sind weitere Folgen. Zudem verursachen das erhöhte Müllaufkommen und Lichtverschmutzung erhebliche Umweltprobleme, die die natürlichen Lebensräume beeinträchtigen können. Überfüllung und Überlastung betreffen auch den Mount Everest, Machu Picchu, Santorin, Amsterdam, Barcelona, Teneriffa, Venedig, Dubrovnik, Hallstatt und Maya Bay.
Maßnahmen gegen Übertourismus
Um den Übertourismus einzudämmen, haben einige Regierungen bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören die Förderung von Reisen außerhalb der Hauptsaison, die Erhöhung der Attraktivität weniger besuchter Standorte, die Reduzierung der Anzahl von Kreuzfahrtschiffen und die Einführung von Tourismusabgaben.
Manche Städte haben sogar Beschränkungen für die Anzahl der täglich ankommenden Touristen eingeführt oder Strafen für das Verlassen ausgewiesener Wege verhängt.
Wie jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann
Als Reisende können wir ebenfalls einen Beitrag leisten, um die Situation zu verbessern. Dazu gehört, Reisen in der Vor- oder Nachsaison zu planen, Abfall ordnungsgemäß zu entsorgen, lokale Bräuche zu respektieren und umweltfreundliche Reisepraktiken anzuwenden. Auch das Unterstützen von lokalen und familiengeführten Unternehmen sowie das Vermeiden von überlaufenen Hotspots können helfen.
Die Vorteile des Tourismus
Generell darf natürlich nicht vergessen werden, dass Tourismus vielen Ländern und Städten auch enorme Vorteile bringt. Das sind zum Beispiel wirtschaftliche Vorteile. So schafft Tourismus Arbeitsplätze, fördert die lokale Wirtschaft und trägt zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten bei.
In vielen Regionen hängt der Wohlstand sogar zum Großteil direkt vom Tourismus ab. Zudem kann der Tourismus dazu beitragen, das kulturelle Erbe und die Traditionen eines Landes zu bewahren, indem er das Bewusstsein für kulturelle Werte und historische Stätten schärft.
Und die internationalen Beziehungen werden durch den Austausch und das Verständnis zwischen Kulturen gestärkt.
Verantwortungsvolles Reisen ist gefragt
Die Problematiken des Übertourismus verdeutlichen, dass es wichtig ist, ein ausgewogenes Verhältnis zu finden, das sowohl den Bedürfnissen der Reisenden als auch den Interessen der Einheimischen gerecht wird.
Bewusster und verantwortungsvoller Tourismus kann dazu beitragen, die negativen Auswirkungen zu minimieren und gleichzeitig die positiven Aspekte des Tourismus zu fördern.
Außerdem kann jeder Einzelne durch seine Reiseentscheidungen und Verhaltensweisen einen Beitrag dazu leisten, den Tourismus nachhaltiger zu gestalten und so zu einem harmonischen Miteinander von Touristen und Einheimischen beizutragen.