Etiketten sind überall zu finden. Auffällig ist, dass auf einmal sehr viele Produkte als „klimaneutral“ gelten und auch als „umweltfreundlich“ ausgezeichnet sind. Die Firmen, so scheint es, haben es geschafft, tatsächlich CO₂-neutral zu produzieren und Produkte herzustellen, die auch „biologisch abbaubar“ sind. Leider wird hier viel geschwindelt und es werden Versprechungen gemacht, die nicht gehalten werden.
EU arbeitet an Green Deals
Die EU arbeitet derzeit an mehreren Vorhaben, den sogenannten „Green Deals“. Bis zum Jahr 2050 sollen 27 EU-Mitgliedstaaten klimaneutral werden. Dazu müssen bis 2030 mindestens 55 % der Treibhausgasemissionen gegenüber dem Stand 1990 gesenkt werden. Ziel ist es auch, dem Greenwashing, das durch unterschiedliche Werbeversprechen gemacht wird, ein Ende zu bereiten.
Was versteht man unter Greenwashing?
Es handelt sich um gezielte Marketing-Maßnahmen von Unternehmen. All diese haben das Ziel, dem Konsumenten zu vermitteln, dass das Unternehmen auf Nachhaltigkeit setzt und umweltfreundlich agiert sowie produziert. Es wird mehr vermittelt, als die Unternehmen tatsächlich machen. Greenwashing hat das Ziel, ein „grünes Image“ aufzubauen. Das gute Image sollte aber vom tatsächlichen Problem ablenken.
So funktioniert Greenwashing
Eine Mode-Boutique bietet einen Bio-Pullover an, der als bio, grün, nachhaltig und umweltschonend vermarktet wird. Der Rest der Kollektion, also mindestens 98 %, ist weit davon entfernt. Energieunternehmen werben, dass sie auf Windenergie setzen, obwohl 99 % der Energie ohne Wind produziert wird. Haarspray-Anbieter werben noch immer, dass ihre Produkte „FCKW-frei“ sind, obwohl diese seit den 90er-Jahren verboten sind.
Gütesiegel
Immer wieder liest man zum Beispiel: „Getreide aus kontrolliertem Anbau“, doch das ist kein wirklich offizielles, geschütztes Siegel, obwohl sehr darauf geachtet wird, dass dieses Siegel echt aussieht. Auch aufwendige ISO-Nummern werden oft auf Produkte gedruckt. Das Ziel dahinter: Es soll nach mehr aussehen als es ist.
Spenden für Klimaschutzprojekte
Fliegen verursacht einen hohen CO₂-Ausstoß. Damit das Gewissen beruhigt wird, spenden Menschen Geld, damit der CO₂-Ausstoß kompensiert werden kann. Anbieter für diese Kompensationsgeschäfte gibt es sehr viele. Bei diesen Unternehmen können CO₂-Zertifikate gekauft werden. Mit dem Geld aus diesen Zertifikaten wird der Ausbau von Solarstrom, Biogasanlagen oder Wasserkraft vorangetrieben. Jedes Zertifikat entspricht einer Tonne klimaschädlicher Emissionen.
Klimaneutral mit Zertifikaten
Das Prinzip ist, je mehr Zertifikate erworben werden, desto klimaneutraler ist das Unternehmen aufgestellt. Doch das kann nicht funktionieren. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo einfach zu viel CO₂ produziert wird und nichts mehr kompensiert werden kann. Die berühmte Schwelle ist überschritten und es gibt einfach keinen Stopp mehr. Dieses Konzept regt nicht dazu an, die Emissionen zu vermeiden. Es heißt viel mehr „Klimasünden“ sind okay, solange man dafür bezahlt.
Auch Konsumenten glauben den Versprechungen nicht immer
Eine Statistik, veröffentlicht im Juli 2022 von Statista, zeigt, dass sich 30 % der Befragten beim Kauf gegen ein nachhaltiges Produkt und Service entscheiden, da sie den Preis oft als zu hoch empfinden und 25 % nicht glauben, dass die angebotenen Alternativen wirklich nachhaltig sind („Greenwashing“).
Nachhaltigkeit wird Käufern immer wichtiger
Der Anteil jener, denen es wichtig ist, dass Unternehmen nachhaltig agieren, steigt kontinuierlich. Umso wichtiger ist es, dass hier für Transparenz gesorgt wird und der Etikettenschwindel eingedämmt wird. Die Grafik zeigt, wie das Interesse an Nachhaltigkeit in den letzten Jahren kontinuierlich steigt.
Green Deals in der EU
Richtlinien zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel und die Definition exakter Umweltaussagen (Green Claims) sind das Ziel der Green Deals. Grundsätzlich sind irreführende Aussagen in der Werbung im Sinne des unlauteren Wettbewerbs verboten, doch die Lücken im Gesetz sowie die Kreativität, die immer wieder „Hintertürchen“ geschaffen hat, sollen nun endgültig geschlossen werden.
In Zukunft wird es also nicht mehr so leicht sein, einfach auf ein Etikett „klimaneutral produziert“ zu schreiben. Die Zertifizierungen sollen künftig nationale Unternehmen übernehmen. Viele Unternehmen versuchen besonders auf das Thema Nachhaltigkeit zu setzen und dem Greenwashing sowie dem Etikettenschwindel Einhalt zu gebieten. Es geht darum, seriöse Firmen zu fördern und die Gesetzeslage durch einheitliche Regelungen klarer zu formulieren.