Adipositas in Deutschland nimmt in den letzten Jahren stetig zu. Im Jahr 2005 waren bereits erschreckende 41,5 % der Frauen und 57,9 % der Männer übergewichtig. Aktuell ist der Frauenanteil um 1 % höher, der Männeranteil sogar um 4,6 % gestiegen. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg des Anteils an fettleibigen Personen.
Body-Mass-Index (BMI) der WHO
Laut dem BMI der WHO gelten Menschen mit einem BMI über 25 als übergewichtig und Menschen mit einem BMI über 30 als adipös. Der BMI berechnet sich aus dem Quotienten aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2). Dieser wird immer wieder als Anhaltspunkt kritisiert, dennoch ist er hilfreich, um Tendenzen in den Entwicklungen abzuleiten. Die folgende Grafik zeigt, dass im Jahr 2021 bereits 42,5 % der Frauen und 62,4 % der Männer in Deutschland übergewichtig sind oder bereits an Adipositas leiden.
Zunahme von Übergewicht und Adipositas in den Industrieländern
Im Jahr 2021 belief sich die durchschnittliche Übergewichts- bzw. Fettleibigkeitsrate in Deutschland auf erschreckende 52,7 %. Damit hat sich die Übergewichts- oder Adipositasprävalenz im Vergleich zum Jahrtausendwechsel deutlich erhöht. Im OECD-Ländervergleich belegt die Bundesrepublik einen Platz nahe am Durchschnitt der anderen OECD-Länder. Spitzenreiter waren Chile und die USA mit einer Übergewichts- bzw. Fettleibigkeitsrate von etwas über 67 %.
Belastung für das nationale Gesundheitssystem
Übergewichtsraten von teilweise mehr als 60 % stellen eine erhebliche Belastung für die nationalen Gesundheitssysteme dar. Auch die finanziellen Auswirkungen von Übergewicht sind beträchtlich. Neben den direkten Kosten für Behandlung und Medikamente müssen auch indirekte Kosten wie Produktionsausfälle oder vorzeitige Pensionierung berücksichtigt werden.
Weltweit belaufen sich die durch Übergewicht verursachten Kosten auf fast 2 Billionen US-Dollar. Bis 2035 könnten diese Kosten sogar auf über 4,32 Billionen US-Dollar ansteigen. Allein in Deutschland belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten durch Übergewicht auf knapp über 100 Milliarden Euro, was etwa 2,8 % des nationalen Bruttoinlandsprodukts entspricht. Der Trend zeigt, dass ohne wirksame Maßnahmen die finanzielle Last und die gesundheitlichen Risiken weiter steigen könnten.
Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die weltweiten volkswirtschaftlichen Kosten durch Übergewicht und Adipositas.
Adipositas bringt erhebliche Einschränkungen im Leben
Übergewicht und Fettleibigkeit sind oft mit erheblichen Einschränkungen im täglichen Leben verbunden, wie zum Beispiel Schwierigkeiten beim Treppensteigen oder längeren Fußwegen. Diese Einschränkungen können zu einem Teufelskreis führen, da zwar mehr Bewegung hilfreich wäre, aber die Überwindung, dieser nachzugehen, erfordert eine beträchtliche Motivation.
Ein weiteres Ergebnis des Bewegungsmangels können Rückenschmerzen sein, wobei Daten zeigen, dass die Prävalenz von Rückenschmerzen bei übergewichtigen Menschen signifikant höher ist. All diese Einschränkungen und Beschwerden beeinflussen natürlich das Stressniveau einer Person: Während etwa 52 % der normalgewichtigen Personen ein gesundes Stressverhalten aufweisen, beträgt dieser Anteil bei Personen mit Fettleibigkeit nur etwa 34 %, wie die folgende Statistik zeigt.
Chirurgische Optionen als letzter Ausweg
Für manche Menschen mit Übergewicht oder Adipositas stellen chirurgische Eingriffe eine letzte Möglichkeit dar, ihr Gewicht zu reduzieren. Fettabsaugungen und Bauchstraffungen sind die am häufigsten durchgeführten Operationen, um das Körpergewicht zu verringern. Trotz ihrer Popularität ist es wichtig zu betonen, dass solche Eingriffe keine dauerhafte Lösung bieten und nicht die zugrunde liegenden Verhaltensmuster ändern, die zu Übergewicht führen.
Maßnahmen auf individueller, politischer und wirtschaftlicher Ebene
Um dem wachsenden Problem von Übergewicht und Fettleibigkeit in Deutschland entgegenzuwirken, sind Maßnahmen auf individueller, politischer und wirtschaftlicher Ebene erforderlich. Auf individueller Ebene ist Bewusstseinsbildung sehr wichtig. Menschen müssen ihre eigenen Ernährungsgewohnheiten reflektieren und vor allem körperliche Aktivität forcieren. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, das Risiko von Übergewicht zu reduzieren und die allgemeine Gesundheit zu verbessern.
Auf politischer Ebene sind dringende Maßnahmen erforderlich. Der Profitgier von Konzernen muss endlich Einhalt geboten werden. Ungesunde Lebensmittel sollten verboten und gesunde Lebensmittel erschwinglich gemacht werden, auch für Personen mit geringem Einkommen.
Eine weitere Maßnahme ist die Förderung von Sport- und Bewegungsprogrammen in Schulen und Gemeinden sowie das Verbot von Werbung für ungesunde Produkte. Ein radikaler, aber denkbarer Weg könnte darin bestehen, dass Gesundheitsleistungen von den Versicherungsträgern eingeschränkt werden, wenn Eigenverschulden vorliegen. Maßloses Essen in Kombination mit mangelnder Bewegung muss eingeschränkt werden. Dabei helfen auch keine gegenderten Aussagen wie „Dick ist schön!“