Die „Gier-Inflation“ wird durch die Unersättlichkeit der Konzerne verursacht. Ökonomen, Währungshüter und selbst Investmentbanker geben mittlerweile zu, dass viele den derzeitigen Preisdruck ausnutzen und ihre Kunden gnadenlos zur Kasse bitten. Wie sehen die genauen Fakten dazu aus?
Teuerung ist überall wahrnehmbar
Egal wohin man einkaufen geht. Die Teuerung fällt massiv auf. Sogar Menschen mit einem guten bis sehr guten Einkommen leiden darunter. Der Anstieg der Preise bei Lebensmitteln ist ungebrochen. Brot wurde um durchschnittlich 23,8 %, Eier um 34,5 % oder Zucker um 70,9 % teurer. Diese Zahlen beziehen sich auf Deutschland. Österreich hat eine ähnlich hohe Teuerungsrate. Im Schnitt sind die Lebensmittel in Deutschland um 22,3 % teurer geworden.
Jammern aufgrund der hohen Energiepreise
Die Energiepreise werden in Diskussionen immer vorgeschoben. Sie dienen als Rechtfertigung für die gewaltigen Preiserhöhungen. Doch die Energiepreise haben im Jahr 2022 gerade einmal 3,5 % zugelegt, die Teuerung insgesamt aber um 7,4 %. Ein Restaurantbesuch kostet bereits dreimal mehr als noch im Jahr 2021 und übertrifft damit die allgemeine Inflationsrate. Neben den Energiekosten werden auch immer wieder Lieferengpässe, steigende Produktionskosten sowie der Arbeitskräftemangel als Begründung für die Preissteigerungen angegeben. Der Anstieg ist rechnerisch nicht nachvollziehbar zu erklären und moralisch eigentlich nicht zu rechtfertigen. Die Konzerne nutzen die Gunst der Stunde und machen ihre Produkte teurer, wie sie es für richtig halten.
Unternehmen profitieren von der „Gier-Inflation“
In der untenstehenden Statistik kommt Folgendes klar zum Ausdruck: Welche Anteile haben Löhne und unternehmerische Profite auf die aktuelle hohe Inflation? Die Zahlen beziehen sich auf das 4. Quartal 2022. Aufgrund der Tatsache, dass die Inflation im 1. und 2. Quartal 2023 noch deutlich zugelegt hat und die Preise für Endverbraucher auch weiterhin massiv gestiegen sind, kann daraus auch abgeleitet werden, dass die Auswirkungen immens sind. Nach Berechnungen des Momentum Instituts lag der Anteil der unternehmerischen Profite an der „hausgemachten“ Inflation in der Eurozone im 4. Quartal 2022 mit 3,4 % einen Prozentpunkt höher als der Anteil, der auf die Lohnentwicklung zurückzuführen war.
Unternehmen erhöhen Preise damit sie mehr Gewinne machen
Die „Gier-Inflation“ ist auch als „Greedflation“ bekannt. Vielen Unternehmen wird bei anhaltend hoher Inflation vorgeworfen, die Preise zugunsten einer größeren Gewinnspanne überproportional zu steigern, die über die Kostendeckelung von gestiegenen Produktionskosten hinausgehen. Die Teuerung fällt den Verbrauchern bei einer allgemein hohen Inflation nicht so auf. Die Unternehmen beschleunigen dadurch jedoch den Anstieg der Inflation immer weiter. Das IFO-Institut (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München) urteilt, dass besonders im Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Baugewerbe die Firmen die Lage genutzt haben, um ihre Gewinne kräftig zu steigern. Wenn sowieso alles teurer wird, dann kann niemand einschätzen, ob „ein bisschen mehr“ angemessen ist oder nicht.
Wie hoch sind die Profite der Konzerne aufgrund der „Gier-Inflation“?
Die DAX-Konzerne haben im Jahr 2022 Rekorde verbuchen können. Die Umsätze schnellten in die Höhe und zwar um mehr als 15 % auf 1,8 Billionen Euro. Das ist der höchste Wert seit dem Jahr 2013. Dabei haben auch die Gewinne mehr als nur zugelegt. In Summe konnten 171 Milliarden Euro mehr verbucht werden. Wieso? Weil es den DAX-Konzernen gelang, hohe Kosten bei Personal, Beschaffung und Energie an ihre Kunden weiterzugeben. Zusätzlich wurde einfach noch etwas dazukalkuliert. In der Eurozone ist der Anteil der Konzerngewinne am erzeugten Mehrwert auf 42 % gestiegen. Das ist der höchste Stand seit einem Jahrzehnt.
Pandemie und Ukraine-Krieg als Ausreden
Auch Investmentbanker bestätigen bereits, dass Konzerne die Pandemie und den Ukraine-Krieg als Ausreden benutzen, um ihre eigenen Gewinnmargen zu erhöhen. Die „Gier-Inflation“ hatte noch nie solche Ausmaße angenommen. Seit Anfang 2021 machen die steigenden Gewinne mehr als zwei Drittel der Inflation Ende des letzten Jahres aus.
Gefahr der Lohn-Preis-Spirale
Die steigenden Gewinnspannen der Unternehmer lassen die Löhne und Preise immer weiter in die Höhe treiben. „Es besteht eindeutig das Risiko, dass der Inflationsrückgang aufgrund steigender Gewinnspannen der Unternehmen langsamer ausfällt als bisher angenommen“, so Piet Christiansen, Chefstratege der Danske Bank in Kopenhagen.
Das Ende der „Gier-Inflation“ muss kommen
Ottonormalverbraucher zahlt die Rechnung. Doch, da sich das für viele nicht mehr ausgeht, ist der soziale Frieden bedroht. Das Ende der „Gier-Inflation“ muss kommen, denn sonst steht vielleicht das Ende des Kapitalismus bevor, warnen Experten. Entscheidungsträger sollten endlich ihre Verantwortung unter diesem Gesichtspunkt wahrnehmen. Die EZB verändert langsam ihre Sichtweise. Fabio Panetta, EZB-Direktoriumsmitglied, gab zu, dass die EZB die Gier der Konzerne bislang unterschätzt hat. Die Übergewinnsteuer ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.