Die Geburten in Deutschland verzeichnen einen signifikanten Rückgang. Die Schwangerschaftsabbrüche haben sich allerdings verringert. Auffällig ist jedoch der Anstieg der Abbrüche bei Frauen im Alter von 35 bis 40 Jahren. Trotz rechtlicher Rahmenbedingungen bleibt die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch eine individuelle Wahl unter Beratung und Bedingungen.
Demografischer Wandel und gesellschaftliche Veränderungen wirken auf Anzahl der Geburten
Der Rückgang der Geburten in Deutschland ist das Ergebnis einer komplexen Reihe von Faktoren. Ein wesentlicher Grund ist der demografische Wandel, der durch eine alternde Bevölkerung und eine sinkende Geburtenrate gekennzeichnet ist. Dies wird durch die Tatsache verstärkt, dass die Generation der Babyboomer langsam in das Rentenalter eintritt. Die nachfolgenden Generationen bekommen noch dazu weniger Kinder.
Zudem haben sich gesellschaftliche Normen und Lebensentwürfe verändert: Viele Menschen streben nach einer erfolgreichen Karriere und persönlicher Entfaltung. Dies führt dazu, dass der Wunsch nach Kindern oft erst später im Leben entsteht, wenn überhaupt. Die steigenden Anforderungen im Berufsleben, wirtschaftliche Unsicherheiten und die hohen Kosten für Wohnen und Kinderbetreuung spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidung, eine Familie zu gründen.
Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt in Deutschland nach wie vor eine große Herausforderung dar. Insbesondere für Frauen ist es oft schwierig, Familie und Karriere in Einklang zu bringen. Frauen übernehmen noch immer einen Großteil der Familienarbeit und sind häufig beruflich benachteiligt. Die mangelnde Verfügbarkeit von bezahlbaren und flexiblen Kinderbetreuungsangeboten ist ein großes Problem.
Auch die unzureichende Unterstützung für junge Familien durch die Politik erschwert es zusätzlich, den Kinderwunsch zu verwirklichen. Eine umfassende Familienpolitik wäre eine mögliche Lösung. Diese sollte sich stark auf die Förderung von Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf konzentrieren. So könnte sich der Geburtenrückgang in Deutschland verlangsamen.
Rückgang der Geburten: Ein Ende des Baby-Booms in Sicht?
Im Jahr 2023 lag die Anzahl der Geburten in Deutschland bei 690.000. Im Jahr zuvor waren es noch 738.819. Der Babyboom während der Corona-Pandemie im Jahr 2021 hat sich somit nicht fortgesetzt. Im Jahr 2021 wurden mit rund 795.000 so viele Kinder geboren wie zuletzt 1997.
Seit Ende der 1990er-Jahre gingen die Geburtenzahlen in Deutschland deutlich zurück. Wurden 1997 noch über 810.000 Neugeborene gezählt, ging die Zahl der Geburten in den folgenden knapp 15 Jahren fast stetig zurück. Im Jahr 2011 wurde der Tiefstwert seit der Wiedervereinigung erreicht. Das Statistische Bundesamt zählte in dem Jahr ca. 663.000 Geburten. In den folgenden fünf Jahren stiegen die Geburtenzahlen wieder deutlich an, seit 2017 lassen diese allerdings auch wieder nach.
Gründe für den Anstieg der Geburten bis 2016 liegen unter anderem in einer erhöhten Zuwanderung und in einer Familienpolitik, aus der die Einführung des Elterngeldes und der Ausbau der Kinderbetreuung resultierten. Zudem spielt auch das sogenannte demografische Echo eine Rolle.
Demografisches Echo und aktuelle Geburtentrends
Was ist das demografische Echo? Das demografische Echo beschreibt den Effekt, dass geburtenstarke Jahrgänge zyklisch wieder geburtenstarke Jahrgänge hervorrufen. So ist der Anstieg der Geburtenzahl bis zum Jahr 2016 auch auf die Kinder der Baby-Boomer zurückzuführen, die in dieser Zeit vermehrt selbst Nachwuchs bekommen haben.
In der Zeit zwischen 2011 und 2016 stiegen die Geburtenzahlen in Deutschland um fast 20 %. Die Anzahl der Kinder pro Frau in Deutschland (Geburtenziffer) lag im Jahr 2022 bei 1,46. Demnach gab es in Deutschland ein Geburtendefizit.
Elterngeld in Deutschland: Unterstützung für Familien
Das Elterngeld wurde in Deutschland zum 01. Januar 2007 eingeführt und löste das bis dahin geltende Erziehungsgeld ab. Es ist eine Unterstützung für Mütter und Väter, die nach der Geburt ihres Kindes eine Zeit lang nicht arbeiten wollen oder können und somit einen Einkommenswegfall hätten.
Bisher konnte das Elterngeld von Paaren mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen bis 300.000 Euro und von Alleinerziehenden mit einem Einkommen bis 250.000 Euro bezogen werden. Im Jahr 2022 lag die Zahl der Elterngeld beziehenden Familien dadurch bei rund 1,85 Millionen. Laut Familienministerin Lisa Paus soll die Einkommensgrenze jedoch auf 150.000 Euro abgesenkt werden, wodurch zukünftig deutlich weniger Mütter und Väter Anspruch auf das Elterngeld haben könnten.
Geburten gingen aufgrund komplexer Faktoren zurück
Der Rückgang der Geburtenraten in Deutschland ist das Resultat einer Vielzahl komplexer Faktoren, darunter der demografische Wandel, gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Um diesen Trend umzukehren und Familien zu ermutigen, sich für Kinder zu entscheiden, bedarf es einer ganzheitlichen Politik und einer umfassenden Unterstützung für junge Eltern. Wie schon Simone de Beauvoir sagte: „Eine der wichtigsten Aufgaben der Welt ist es, den Lebensraum für das Wunder der Geburt zu schützen.“