Der E-Commerce erlebt einen enormen Aufschwung. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Umsatz im B2C-Online-Handel allein in Deutschland von 24,4 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 86,7 Milliarden Euro im Jahr 2021 vervierfacht. Aufgrund des intensiven Wettbewerbsdrucks unter den Online-Händlern sind das Angebot kostenloser Retouren und großzügige Rückgabefristen oft gängige Praxis. Die dadurch entstehenden Auswirkungen bleiben dabei von vielen Konsumenten unbedacht.
Deutschland ist Spitzenreiter
Die kostenfreie Rücksendeoption für Online-Bestellungen erfreut sich besonderer Beliebtheit bei Online-Käufern. Laut einer Schätzung der Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg wurden im Jahr 2020 in Deutschland etwa 315 Millionen Pakete zurückgeschickt. Im europäischen Vergleich wies Deutschland im gleichen Jahr mit 56 % den höchsten Anteil an Nutzern von Rücksendungen auf.
Im Rahmen der Umfrage zum Online-Shopping wurden Personen zu den Gründen ihrer Retouren befragt. Am häufigsten wurde als Grund genannt, dass die bestellten Artikel nicht passten. Der am zweithäufigste genannte Grund für Retouren war die minderwertige oder schlechte Produktqualität.
Weitere mögliche Ursachen für die hohe Rücksendequote könnten außerdem die Bequemlichkeit, gleich mehrere Artikel auf einmal zu bestellen, sowie die Zufriedenheit mit dem Rückgabeprozess sein. Immerhin gaben 95 % der Befragten in einer anderen Umfrage an, sehr oder eher zufrieden mit den Rücksendevorgängen zu sein.
Die Rücksendung von Online-Bestellungen in Deutschland konzentriert sich übrigens hauptsächlich auf Bekleidung und Schuhe, wie aus Statista Global Consumer Survey hervorgeht.
Was passiert mit Retouren-Paketen?
Gemäß einer Untersuchung des EHI Retail Institute gehen etwa 70 % der retournierten Produkte wieder in den Verkauf zurück. Allerdings werden fast 30 % der zurückgesendeten Artikel zerstört, was eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen darstellt.
Für Online-Versandhäuser ist die Vernichtung von Waren oft wirtschaftlich rentabler als die erneute Vermarktung oder gar die Spende der jeweiligen Produkte. Der erneute Verkauf würde bedeuten, in neues Verpackungsmaterial zu investieren und auf Sachspenden würde zusätzlich eine Mehrwertsteuer anfallen.
Auch externe Lieferanten haben die Möglichkeit, ihre unverkäuflichen Waren kostengünstig durch Plattformen wie Amazon entsorgen zu lassen. Dadurch sparen sie sich Lagerkosten bei dem Logistik-Giganten oder die Aufwendungen für den Rücktransport ins eigene Lager.
Wirtschaftliche und ökologische Konsequenzen
Einige Organisationen wie Greenpeace beispielsweise zeigen seit Jahren die drastischen Auswirkungen und negativen wirtschaftlichen und ökologischen Konsequenzen von Retourensendungen auf.
Ein Paket ist schnell und einfach zurückgeschickt. Doch die Folgen für das Klima sind teils drastisch. Die Emissionen durch Retouren sind insgesamt gesehen enorm. Mehrere hunderttausend Tonnen CO₂ verursachen Rücksendungen aus Deutschland jährlich. Zudem fällt eine beträchtliche Menge an Verpackungsmüll an.
Da ein großer Anteil der zurückgesendeten Waren vernichtet wird, muss dieser schließlich auch ersetzt werden. Durch neue Ware versteht sich. Die Herstellung wiederum implementiert einen hohen Ressourcenverbrauch. Laut der Online-Plattform Utopia werden etwa 8.000 Liter Wasser für die Herstellung eines Paares Jeans verbraucht. Bei den Veredelungsprozessen wie Färben und Bleichen entsteht eine Umweltbelastung durch den Einsatz schädlicher Chemikalien. Viele Waren werden in fernen kostenattraktiven Ländern produziert. Der Transport treibt den CO₂-Ausstoß nach oben.
Wie kann jeder einzelne dazu beitragen, umweltbelastende Retouren zu vermeiden?
Zum Glück kann jeder einzelne dazu beitragen, umweltbelastende Retouren durch ein bewusstes Konsumverhalten einzudämmen.
6 einfache Tipps:
Lokal einkaufen (je größer die Entfernung zwischen Händler und Käufer, desto höher die Umweltbelastung)
Konsum reduzieren und bewusst einkaufen (Was brauche ich wirklich? Kaufentscheidungen gut überlegen)
Händler/Verkäufer mit Bedacht wählen, Informationen über dessen Ressourcen- und Umweltmanagement einholen
Nur kaufen, was auch wirklich benötigt wird
Second-hand einkaufen oder mit Freunden Kleider tauschen
Standardversand wählen (gewährleistet eine höhere Auslastung der Lieferwägen)
Abstellgenehmigung erteilen (dadurch muss der Zusteller keine unnötigen zusätzlichen Wege zurücklegen)
Es wird also deutlich, dass die Möglichkeit, Waren unkompliziert zurückschicken zu können, zwar bequem sein mag, die daraus resultierenden Folgen jedoch relativ unbequem für unsere Umwelt und langfristig gesehen auch für uns Menschen sind.